Nachtragskatalog
Die Nachträge berücksichtigen alle Werke des Hauptkatalogs und
der Zusatzkataloge in Band 1, einschließlich der Kopien und graphi-
schen Reproduktionen, zu denen sich seit 1999 neue Fakten erge-
ben haben, die Zuschreibung und Standort betreffen. Die Literatur
wird entsprechend ergänzt. Zur Unterscheidung gegenüber den
Nachträgen in Band 1 (N) wurde für die Neuzugänge in Band 2 das
Kürzel NN gewählt. Die sich daran anschließende Doppelzahl
(000/001) präzisiert die Position des Werks im ikonographisch-topo-
graphisch strukturierten Hauptkatalog. Die in sechs Gruppen unter-
teilten Nachträge folgen der Anordnung von Band 1.
I Neuzugänge und Ergänzungen zum Hauptkatalog der
Gemälde (einschließlich der Vorzeichnungen)
NN 1/2 (olim QU 1) Immaculata Conceptio
Bildträger nicht bekannt, 3 Spannen (ca. 64 cm) im Durchmesser,
2 V2 pies im Durchmesser bzw. 3 Fuß x 2 V2 Fuß
Bildlich überliefert durch: GR 2, GR 3
1789 Madrid, Palacio Real, Königliches Appartement
s. Abb. IV-26
Dokument
Beschreibung von Merlo, 28.2. 1781:
»Cuadros siguientes de la Concepcion y el S.n Antonio, son de parti-
cular debocion y aprecio de S. M. y por lo que se conducen ä los R.s
Sitios, y cuando estä en este Real Palacio, se coloca el de la Concep-
cion sobre el S.n Antonio, y ambos ä el lado izquierdo de la Cama
entre el Reloj de Pendola Real y el Espejo de sobre Mesa. El de la
Concepcion tiene dos pies y medio en Circulo, el que pintö ä la Sen-
ora de medio cuerpo del tamano que en tanto corto espacio se goza
perfectamente, basta del expresivo movimiento de los brazos y ma-
nos, que estän en actitud de unirse, los ojos elevados al Cielo como
que se presentö desde aquel primer instante, y se ofreciö a su Dios
como una pura Victima en honor del poder del mui Alto, y oproviö
del Dragon ilusor de la primera Eva, y pisado por la segunda.
Una Tunica blanca y manto Celeste con su bramoso Vestido, todo
iluminado por una Luz Celestial, que sobre la Cabezade la Senora
en que tiene un blanco velo vaja del cielo, es Imagen mui tierna y
de bello gusto.«
(Merlo 1781, S. 181-182)
Bibliographie
Merlo 1781, S. 181-182; Sancho 1997, S. 521, 528; Jordan de Urries y
de la Colina 2000/1, S. 74
Den Quellen zufolge (s. Bd. 1) hat sich der Tondo mit dem Brustbild-
nis der Immaculata bis 1781 im Schlafzimmer Karls III. befunden
(s. Abb. IV-25) und wurde vom König in die von ihm regelmäßig im
Jahresablauf aufgesuchten anderen Residenzen mitgenommen. Nur
Merlo und das Inventar von 1789 bezeichnen das Bild als Tondo, die
übrigen Quellen machen keine genauen Angaben zum Format.
Merlo überliefert, daß die Immaculata auf der linken Seite des kö-
niglichen Bettes über dem Bild des hl. Antonius von Padua (Bd. 1,
Kat. Nr. 75) zwischen Uhr und Spiegel angebracht war (s. Dok.). Das
1789, nach dem Tode Karls III., erstellte Inventar der königlichen
Sammlungen listet es zusammen mit dem hl. Antonius und den bei-
den Kabinettstücken des hl. Johannes d. T. und der büßenden Mag-
dalena (Bd. 1, Kat.Nrn. 85, 95) als im Ankleidezimmer des Königs
befindlich auf. Während der Regierungszeit Karls IV. befand es sich
in dessen privater Kapelle (Oratorio). In den späteren Inventaren der
königlichen Sammlungen wird das Gemälde nicht mehr erwähnt,
desgleichen fehlt des auch im Katalog der Slg. Joseph Bonaparte,
der die anderen drei Bilder als Teil der 1812 aus Madrid entführten
Beute enthält.
Merlo zufolge war Maria in Halbfigur und in Lebensgröße mit vor
der Brust gekreuzten Armen und in himmelblauem Mantel, wei-
ßem Gewand und Schleier dargestellt.
Das verschollene Gemälde kann mit Hilfe zweier graphischer Re-
produktionen bildlich dokumentiert werden. Sie verdanken ihre
Entstehung der Initiative von Mariano Salvador Maella, der die Aca-
demia de San Fernando unter ihrem Vizeprotektor Bernardo Iriarte
dazu veranlaßte, 1799 als Aufgabe für die Kupferstecher die graphi-
sche Reproduktion des Gemäldes von Mengs zu wählen. Die beiden
Preisträger mußten sich für die Ausführung ihrer Kopien in den kö-
niglichen Palast begeben, da das Bild nicht von seinem Standort
entfernt wurde.
Graphische Reproduktionen
GR 1 Francesco Bartolozzi (1728-1815), vor 1797
Kupferstich in Punktiertechnik
Kein Exemplar nachgewiesen
Bibl.: C. Galvez, Compania de estampas de los mejores cuadros del
Rey. In: Archivo Espanol de Arte y de Arqueologia III, 1927, S. 368,
doc. 2; J. Carrete Parrondo, La Compania para el grabado de los cua-
dros de los Reales Palacios. In: Cuadernos de Bibliofilia Nr. 1, 1979,
S. 72-73
Der Kupferstich entstand auf Initiative der »Compania para el gra-
bado de los cuadros del Rey«, einer Gesellschaft von Liebhabern
und Kennern der Druckgraphik, die zwischen 1793 und 1797 auch
an namhafte ausländische Stecher den Auftrag zur Ausführung von
Stichen nach berühmten Gemälden der königlichen Sammlungen
vergab und die z. T. erheblichen Kosten dafür trug. Das Verzeichnis
der von der Gesellschaft finanzierten Stiche enthält vier von Mengs’
Gemälden in den spanischen Sammlungen, nämlich außer der
Immaculata, für die Bartolozzi 5760 Reales de Vellon erhielt, die
Geburt Christi (Bd. 1, KatNr. 19) von Raffaello Morghen, für die
21.500 Reales de Vellon bezahlt wurden, eine bisher nicht identi-
fizierte hl. Familie von Campanella, die 12.000 Reales kostete (ver-
mutlich Bd. 1, Kat.Nr. 43) und schließlich die Grablegung Christi von
Volpato, für die man 17.200 Reales bezahlte (Bd. 1, KatNr. 62) und
die bereits 1794 vollendet war. Ziel des Unternehmens, über das
Azara berichtet, war ein Galeriewerk der spanischen Sammlungen
(s. Bd. 1, S. 103).
Es muß angenommen werden, daß dem in London lebenden Ste-
cher eine Kopie des Originals zur Verfügung stand. Möglicherweise
war der Umstand, daß von dem so anerkannten Stecher wie Barto-
lozzi ein Stich des Gemäldes vorlag, der Grund dafür, daß die Acade-
mia de San Fernando 1799 das gleiche Sujet für einen Wettbewerb
wählte. Auf diese Weise konnte deutlich gemacht werden, welchen
Grad an Professionalität die Mitglieder der Stecherklasse der spani-
schen Akademie im internationalen Vergleich erreicht hatten.
598 Nachtragskatalog
Die Nachträge berücksichtigen alle Werke des Hauptkatalogs und
der Zusatzkataloge in Band 1, einschließlich der Kopien und graphi-
schen Reproduktionen, zu denen sich seit 1999 neue Fakten erge-
ben haben, die Zuschreibung und Standort betreffen. Die Literatur
wird entsprechend ergänzt. Zur Unterscheidung gegenüber den
Nachträgen in Band 1 (N) wurde für die Neuzugänge in Band 2 das
Kürzel NN gewählt. Die sich daran anschließende Doppelzahl
(000/001) präzisiert die Position des Werks im ikonographisch-topo-
graphisch strukturierten Hauptkatalog. Die in sechs Gruppen unter-
teilten Nachträge folgen der Anordnung von Band 1.
I Neuzugänge und Ergänzungen zum Hauptkatalog der
Gemälde (einschließlich der Vorzeichnungen)
NN 1/2 (olim QU 1) Immaculata Conceptio
Bildträger nicht bekannt, 3 Spannen (ca. 64 cm) im Durchmesser,
2 V2 pies im Durchmesser bzw. 3 Fuß x 2 V2 Fuß
Bildlich überliefert durch: GR 2, GR 3
1789 Madrid, Palacio Real, Königliches Appartement
s. Abb. IV-26
Dokument
Beschreibung von Merlo, 28.2. 1781:
»Cuadros siguientes de la Concepcion y el S.n Antonio, son de parti-
cular debocion y aprecio de S. M. y por lo que se conducen ä los R.s
Sitios, y cuando estä en este Real Palacio, se coloca el de la Concep-
cion sobre el S.n Antonio, y ambos ä el lado izquierdo de la Cama
entre el Reloj de Pendola Real y el Espejo de sobre Mesa. El de la
Concepcion tiene dos pies y medio en Circulo, el que pintö ä la Sen-
ora de medio cuerpo del tamano que en tanto corto espacio se goza
perfectamente, basta del expresivo movimiento de los brazos y ma-
nos, que estän en actitud de unirse, los ojos elevados al Cielo como
que se presentö desde aquel primer instante, y se ofreciö a su Dios
como una pura Victima en honor del poder del mui Alto, y oproviö
del Dragon ilusor de la primera Eva, y pisado por la segunda.
Una Tunica blanca y manto Celeste con su bramoso Vestido, todo
iluminado por una Luz Celestial, que sobre la Cabezade la Senora
en que tiene un blanco velo vaja del cielo, es Imagen mui tierna y
de bello gusto.«
(Merlo 1781, S. 181-182)
Bibliographie
Merlo 1781, S. 181-182; Sancho 1997, S. 521, 528; Jordan de Urries y
de la Colina 2000/1, S. 74
Den Quellen zufolge (s. Bd. 1) hat sich der Tondo mit dem Brustbild-
nis der Immaculata bis 1781 im Schlafzimmer Karls III. befunden
(s. Abb. IV-25) und wurde vom König in die von ihm regelmäßig im
Jahresablauf aufgesuchten anderen Residenzen mitgenommen. Nur
Merlo und das Inventar von 1789 bezeichnen das Bild als Tondo, die
übrigen Quellen machen keine genauen Angaben zum Format.
Merlo überliefert, daß die Immaculata auf der linken Seite des kö-
niglichen Bettes über dem Bild des hl. Antonius von Padua (Bd. 1,
Kat. Nr. 75) zwischen Uhr und Spiegel angebracht war (s. Dok.). Das
1789, nach dem Tode Karls III., erstellte Inventar der königlichen
Sammlungen listet es zusammen mit dem hl. Antonius und den bei-
den Kabinettstücken des hl. Johannes d. T. und der büßenden Mag-
dalena (Bd. 1, Kat.Nrn. 85, 95) als im Ankleidezimmer des Königs
befindlich auf. Während der Regierungszeit Karls IV. befand es sich
in dessen privater Kapelle (Oratorio). In den späteren Inventaren der
königlichen Sammlungen wird das Gemälde nicht mehr erwähnt,
desgleichen fehlt des auch im Katalog der Slg. Joseph Bonaparte,
der die anderen drei Bilder als Teil der 1812 aus Madrid entführten
Beute enthält.
Merlo zufolge war Maria in Halbfigur und in Lebensgröße mit vor
der Brust gekreuzten Armen und in himmelblauem Mantel, wei-
ßem Gewand und Schleier dargestellt.
Das verschollene Gemälde kann mit Hilfe zweier graphischer Re-
produktionen bildlich dokumentiert werden. Sie verdanken ihre
Entstehung der Initiative von Mariano Salvador Maella, der die Aca-
demia de San Fernando unter ihrem Vizeprotektor Bernardo Iriarte
dazu veranlaßte, 1799 als Aufgabe für die Kupferstecher die graphi-
sche Reproduktion des Gemäldes von Mengs zu wählen. Die beiden
Preisträger mußten sich für die Ausführung ihrer Kopien in den kö-
niglichen Palast begeben, da das Bild nicht von seinem Standort
entfernt wurde.
Graphische Reproduktionen
GR 1 Francesco Bartolozzi (1728-1815), vor 1797
Kupferstich in Punktiertechnik
Kein Exemplar nachgewiesen
Bibl.: C. Galvez, Compania de estampas de los mejores cuadros del
Rey. In: Archivo Espanol de Arte y de Arqueologia III, 1927, S. 368,
doc. 2; J. Carrete Parrondo, La Compania para el grabado de los cua-
dros de los Reales Palacios. In: Cuadernos de Bibliofilia Nr. 1, 1979,
S. 72-73
Der Kupferstich entstand auf Initiative der »Compania para el gra-
bado de los cuadros del Rey«, einer Gesellschaft von Liebhabern
und Kennern der Druckgraphik, die zwischen 1793 und 1797 auch
an namhafte ausländische Stecher den Auftrag zur Ausführung von
Stichen nach berühmten Gemälden der königlichen Sammlungen
vergab und die z. T. erheblichen Kosten dafür trug. Das Verzeichnis
der von der Gesellschaft finanzierten Stiche enthält vier von Mengs’
Gemälden in den spanischen Sammlungen, nämlich außer der
Immaculata, für die Bartolozzi 5760 Reales de Vellon erhielt, die
Geburt Christi (Bd. 1, KatNr. 19) von Raffaello Morghen, für die
21.500 Reales de Vellon bezahlt wurden, eine bisher nicht identi-
fizierte hl. Familie von Campanella, die 12.000 Reales kostete (ver-
mutlich Bd. 1, Kat.Nr. 43) und schließlich die Grablegung Christi von
Volpato, für die man 17.200 Reales bezahlte (Bd. 1, KatNr. 62) und
die bereits 1794 vollendet war. Ziel des Unternehmens, über das
Azara berichtet, war ein Galeriewerk der spanischen Sammlungen
(s. Bd. 1, S. 103).
Es muß angenommen werden, daß dem in London lebenden Ste-
cher eine Kopie des Originals zur Verfügung stand. Möglicherweise
war der Umstand, daß von dem so anerkannten Stecher wie Barto-
lozzi ein Stich des Gemäldes vorlag, der Grund dafür, daß die Acade-
mia de San Fernando 1799 das gleiche Sujet für einen Wettbewerb
wählte. Auf diese Weise konnte deutlich gemacht werden, welchen
Grad an Professionalität die Mitglieder der Stecherklasse der spani-
schen Akademie im internationalen Vergleich erreicht hatten.
598 Nachtragskatalog