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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Hrsg.]; Rohden, Hermann von [Bearb.]
Die antiken Terrakotten (Band I): Die Terracotten von Pompeji — Berlin u.a., 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.947#0053
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36

ERKLÄRUNG DER '

gekommeil ist mui nach seiner Angabe ans Capua stammen
soll, gehört zu dieser Reihe. Jedenfalls war dieser Typus
in den letzten Jahrzehnten der Stadt sehr beliebt. Sehr
ähnlich ist Saint-Non I 2 n. S7 F, wo jedoch der Perlstab
fehlt, Solche Stirnziegel sollen nach ihm das Dach der
Gladiatorenkaserne geschmückt haben. Er sagt: Cetcntable-
ment efati iermiw dans tonte sa longueiir par des Pleurons
on Mascarons (F) Uls guc Von ai rencontre un fres-grand
nombre daas /es rmttes de Pompeü,

Diesen kommt am nächsten dev Stiraziegcl Mazois-
Gau IV pl. 10, 5 oben links, der aus dem Isistcmpcl stammen
soll. Endlich gehört hierher auch Mazois II pl. 50, 2 aus
dem Hof des Privatbades in villa di Diomcdc.

In den neueren Ausgrabungen scheinen Stücke dieser
Art nicht gefunden zu sein, wenigstens habe ich in den
Sammlungen und Häusern Pompejis keins gesehen,

Tafel XIX.
i. Bruchstücke eines Flachreliefs. Auf einer sehr

dünnen feingearbeitelen Platte, die unten durch einen brei-
ten flach vorspringenden Leisten, oben durch ein Karnies
abgeschlossen wird, erhebt sich sehr sorgfältig modellirt
und ausgepresst die schwebende Figur einer Bacchan-
tin. Ihre Bewegung geht nach rechts, während der Ober-
körper in Vorderansicht ist Das feine Untergewand lässt
die Brust unbedeckt, ein weiter Mantel umschlingt in
reichen Falten den linken Arm und den Unterkörper; beide
Arme sind seitwärts etwa in Schulterhöhe ausgestreckt,
die linke Hand hält ein Tympanon, die rechte den Thyrsus.

Die Platte ist auf keiner Seite ganz vollständig, doch
scheint nur rechts ein grösseres Stück zu fehlen. Die Rück-
seite ist glatt, doch bezeugen zwei kleine Vorsprünge in
der Mitte und oben, dass sie in die Wand eingelassen und
durch feine Stifte befestigt werden sollte. Hierzu dienten
die beiden kleinen Löcher, deren eins rechts vom Tym-
panon gerade im Bruche auf der Zeichnung nicht recht
deutlich wird.

Der Thon ist sehr fein und hell gelblich, wie der bei
den Rundfiguren Pompeji's gebrauchte; von Deckweiss
finden sich keinerlei Reste; dass die Platte bemalt war,
bezeugen jedoch Spuren von rotbraun am Thyrsns und
Tympanon. Jetzige Höhe 0,22. Breite 0,12 — 0,15.

Im Museo Nazionale (n. 15. 1S74). Gefunden am
13. Mai 1S73 Reg. I is. 111. 3 nellapemtltima hcalith a destra
de! viridärio, d. h. wahrscheinlich in der cella adibita i/iii-
camente per sacrario domeslico, coli am difabbrica nel inezso
(Fiorelli, Descr. 38), zugleich mit einer Lampe und mehreren
kleinen Gefässen. Jedenfalls war dort nicht der ursprüng-
liche Aufstellungsort dieses Reliefs. Das Haus ist alt, aber
nach 63 gründlich umgebaut; möglich dass dies hübsche
Relieffragment in der letzten Zeit im saernrium in gleicher
Weise aufgestellt war, wie viele der kleinen Bronze- und
Thonfiguren.

2. Kleines architektonisches Ornament, Auf
einer glatten 0,07 breiten, 0,01 dicken Platte, die unten
gebrochen ist, oben sich jedoch nicht weiter fortgesetzt zu
haben scheint, in Hochrelief (bis 0,05) Eros mit kleinen
Flügeln und nacktem Oberkörper, die Hände ver-
mutlich auf den Rücken gebunden. Das Gewand. das
seine Hüften umgibt, endet nach unten in Akanthusblätter.
Der Thon ist fein gelblieh wie bei Taf. XIX 1; auch hier
an einzelnen Stelleu Seichte Spuren dunkeiroter Farbe.

Den Charakter der Figur gibt die Zeichnung von Crispino
ungefähr wieder, nur das Gesicht ist im Original weniger
plump. — Oben in der Platte rechts vom Kopfe ein kleines
Loch, dem auf der linken Seite gewiss ein gleiches ent-
sprach, zur Befestigung des Ornaments.

Wo dieses Stück-', dessen Höhe 0,15 ist, ehemals an-
gebracht war, lässt sich nicht mehr feststellen; es ist jetzt
im Museo Nazionale (n. 12. 1874) und wurde gefunden
am 2S. Juni 1S72 in dem kleinen Laden Reg. VIII is, g „ -
unweit der Porta Stabiana mit einigen geringfügigen Bronze-
geräten.

Tafel XX.
Nereidenreliefs. Zwei zusammengehörige, allem An-
schein nach regelmässig wechselnde Platten eines längeren
Frieses.

1. Auf dem Rücken eines nach links schwimmenden
Seegreifen sitzt, den Kopf nach' links, den Rücken dem
Beschauer zugewandt und auf den linken Arm gestützt
eine Nereide in anmutig nachlässiger Haltung, das linke
Bein stark gebogen und unter das rechte gezogen. Schoss
und Beine werden vom Gewand bedeckt, dessen Zipfel sie
mit dem halb aufgebogenen rechten Arme zu halten scheint.

2. Auf dem Rücken eines nach links schwimmenden
Sccpfcrdes sitzt, den Kopf nach links, den Oberkörper
in Vorderansicht und den rechten Arm aufgestützt, eine
Nereide. Der Mantel umhüllt Schoss und Beine und zu-
gleich den linken gesenkten Unterarm. Die Hand hält auf
dem Schosse ein Schwert.

In jeder Platte sind vier kleine Löcher zum Belnif der
Befestigung an der Wand. Der Thon ist feiner als der in
Pompeji gewöhnlich zu den grösseren Thon Ornamenten
verwendete. Der Grund ist überall ganz gleichmässig, die
Arbeit sehr sorgfältig und lebendig. Auf der etwas rauhen
Oberfläche findet sich eine dünne Lage von Deckweiss,
auf derselben sehr lebhafte Farben. Der Grund hatte eine
dunkle Färbung; das Gewand der Nereide ist stets rot,
der Thierkörper blau, desgleichen die Vorder- und Schwanz-
flossen. Dagegen sind die Seitenflossen rot, die Pferde-
mähne gelb, wol auch das Schwert. Die Frauen sind
fleischfarbig gemalt, ihr Haar rotbraun. Auch an dem
Rachen des Greifen wird rot sichtbar und ebenso an den
Spitzen der Pferdemähne.

Der obere Abschlussleisten ist gelb, das Kyma getb-
weiss-rot schräg gestreift. Auch der schmale untere halb-
runde Leisten scheint gelb, die kleinen Palmetten rot ge-
wesen zu sein.

Stärke der Platten 0,015. Relicferhebung bis 0,03.—
Höhe 0,255. Breite 0,225.

Sämmtliche neun Platten dieses Frieses sind jetzt im
Localmuseum aufbewahrt; über ihre Herkunft habe ich
nichts ermitteln können.

Tafel XXI.

Zwei Platten eines ähnlichen Nereidenfrieses aus
casa del Fauno.

1. Auf dem Rücken eines nach links gewandten See-
drachen {Schlange?) sitzt in bequemer Haltung nach rechts
eine Nereide, die gesenkte Rechte — der Arm ist an den
Hals des Thieres gelehnt — hält einen Zipfel des Gewandes,
das ihr Schoss und Beine bedeckt; im linken Arm halt
sie vor sich einen Harnisch.
 
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