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Rosenberg, Marc; Stark, Carl Bernhard
Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — Heidelberg, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.7418#0092

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LUDWIG V. 79

IL Ludwig V.

(1&Ö8- 1544.)

Ludwig V. und fein Vorgänger Philipp der Aufrichtige verhalten fich zu einander wie die
zwei Pole einer Axe. Ludwig das Schwert in der Hand doch ein vermittelnder Politiker,
Philipp eine ruhige Natur, die im gemüthvollen Stillleben ihre Befriedigung findet; Ludwig,
perlonlich ohne Antheil an dem literarilchen Leben, reformirt die Univerfitäf, an der er als
einem Staatsinftitute Antheil nimmt, Philipp überläßt fie ihren fcholaftifchen Zänkereien und
umgiebt feine Perlon mit den Blüthen der neu aufkeimenden WilTcnfchaften.

Aus dem Gegenlatze diefer beiden Naturen ergiebt lieh' ihr nothwendig verfchiedenes
Verhalten gegenüber dem Schlöffe. Philipp hat Sinn für die Schönheit und Behaglichkeit des
Lebens, und aus diefem Geifte läßt lieh alles erklären was er für dasfelbe gethan hat. Ludwig
aber umgiebt lein Schloß mit gewaltigen Mauern und dicken Thürmen und fchafFt fich ein
Walhall, von dem aus er ungeftört Politik treiben kann.

Wenn wir das ganze Schloß dürchfüchen, lo hnden wir wie gefagt nichts was mit
nicht anzuzweifelnder Beftimmtheit aul Philipp hinwiele, dagegen fprieht ein großer Theil aller
überhaupt am Schloß erhaltenen Jahreszahlen von Ludwig V. Wie er feinen fürftlichcn Zeit-
genoflen durch die überdicken Mauern mit der glatten Quaderbekleidung imponiren wollte,
fö wünfehte er auch der Nachwelt zu zeigen, was er alles für das Schloß gethan, delfen Grund-
riß in der That unter ihm die allcrdurchgrcifcndfte Umgeftaltung erfahren hat. Trotz einer fo
ausgedehnten Thätigkeit, die uns außer durch andere ZeugnifTe fchon mit den 13 ausgemeißelten
Jahreszahlen vollkommen Lieber beglaubigt ift, haben wir keine der Bedeutung der Unternehmungen
ebenbürtige fchriftliche Ueberlieferung von denselben. Von dem, was wir an einzelnen Notizen
beibringen können, gruppirt lieh ein gutes Theil um die Perlon Friedrich's 11. und kann erft bei
diefem näher besprochen werden. Das Wichtigfte, das wir hier zu nennen haben, ift die laut
Decret vom Jahre 1538 erfolgte Aufteilung des Moritz Lecher zum Obcrbaumeiftcr in der
Pfalz. In diefem Amte fiel ihm natürlich auch die Bauleitung am Heidelberger Schlöffe zu, doch
wurde ihm diefe durch einen befonderen Vertragsartikel lehr verkümmert:

ff Art. 7. Item mit unfirn gehauen hie Heidelberg und anders ivo Jol er jeder %eit anders
«nit dan mit imjerm vonvißen furfaren, auch kein grnnd- oder neiven law daran gelegen anfahen
ff noch fnr nemen an unfern Sonderlichen bejeheidl und im feilen jeder %eit unßrs bewelchs geleben.»
Auch die anderen Beftimmungen diefes fehr ausführlichen Vertrages lind intereffant, und
wir verweilen auf den Abdruck im Anzeiger für die Kunde der deutfehen Vorzeit. Jahrg. V. 1S36. S. 2>ZI.
 
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