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Rosenberg, Marc; Stark, Carl Bernhard
Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses — Heidelberg, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.7418#0106

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PETER HARER. 93

Peter Harcr1) war Secretair und Rath des Kurfürften Ludwig's V. und begleitete dielen
auf feinem Zug£ gegen die aufftäirdifchen Bauern. Die Autzeichnungen, die uns Harer darüber
hinterlaffen hat, gehören zu den wichtigften hiftorifchen Quellen jener Vorgänge. Er muß
zwifchen 14S0 und 1490 geboren fein, alfo etwa im Alter von 50 Jahren unfere Feftbefchreibung
abgefaßt haben. In die Jahre 1540—1550 fetzt Schafer feinen Tod.

Die Vermählung des Pfalzgrafen Friedrich, Bruder des damals regierenden Kurfürften
Ludwig's V., welche den Gegenftand der Schilderungen bildet, war ein am pfälzifchen Hofe lang
erfehntes Ereigniß. Friedrich war fchon leit Jahrzehnten auf Freiersfüßen gegangen, danach
trachtend, durch eine «gute Partie» leinen ungeordneten Verhältniffen wieder aufzuhelfen. Seinen
erften Liebesfrühling leierte er mit Eleonore, Schwefter Kaifer Karl's V. Ein Briefchen des Pfalz-
grafen, das der Kaifer unter dem lehr gelchmackvollen Vorwande, er wolle leben ob bei feiner
jugendlichen Schwefter die Büfte {ich fchön rundete, ihr aus dem Bufen zog, verrieth den Handel,
der leicht von fchlimmen Folgen für Friedrich begleitet gewefen wäre2). Nun, im Greifenalter
glückte es ihm doch noch eine Angehörige des Kailers heimzuführen. Die Braut, Dorothea von
Dänemark, war blutjung, aber kränklich und beftändig im Fieber. Die Vermählung wurde am
Hofe des kurfürftlichen Bruders in Heidelberg begangen und fand unter den Käthen desfelben
ihren ausführlichen Schilderer.

Die Bcichrcibung liegt im Manufcript auf der Heidelberger Univerfitätsbibliothek und
ift bisher noch ungedruckt3). Wir geben daher die für uns wichtigen Stellen mit einiger
Ausführlichkeit aber ohne philologifche Prätention wörtlich wieder. Durch einige zwifchen die
Citate geworfene knappe Worte halten wir den Faden der Erzählung feft, da diefelben fonft
leicht unverftändlich werden könnten. Die Erklärungen aber zum Text verweilen wir, um den
Zufammenhang des Ganzen nicht zu ftören, unter den Strich.

Friedrich war nach Spanien gereift, um bei Karl V. um die Hand feiner Nichte Dorothea
anzuhalten. Er erhielt die gewünfehte Einwilligung und begab fich lofort nach Brüffel, wo

1) Vergleiche über denfelben Schäfer, Die drei Gcfchichtsfchrciber des Bauernkriegs* Leipziger Differtation von
1876. Die Angaben dort lind leider nicht alle zuverläffig; auch ift das Pehlen unferer Feftbefchreibung in dem von
Schafer gegebenen Verzeichniffe der Werke Harer's keine Inftanz gegen leine Autorfchaft, welche durch ein Acroftichon
am Schilifte des Gedichtes ficher beglaubigt ift. Schäfer hat offenbar diefe, nur die Localgefchichte intereffirende,
Arbeit nicht gekannt.

2) Unfere Quelle hier ift Leodius, der diefe Liebesaffaire in der That fehr anmuthig erzählt und fie mit
vielen individuellen Zügen auszuftatten weiß.

5) Cod. Pal. germ. Nr. 337. Originaleinband mit Lederpreffung. Vielleicht das Dedicationsexemplar. Die
Handfchrift erkennt Mone als die des Verfaffers. Häuffer benutzt eine für München gefertigte Copie Cod. Bav.
2868 und citirt aus derfelben acht Verfe. Friedrich Baader hat in feinen «Sagen des Keckarthals, der Bergßraßc
und des Odcmvaldcs». Mannheim 1843. S. 58—72 die Ueberfchriften fämmtlicher Capitel und zwei von denfelben
(Vers 1237—1329 und 2010—2212) ganz abgedruckt. Ein kritifches Eingehen auf die Feftbefchreibung finde ich
nur bei Mone, Badijchcs Archiv. Karlsruhe 1826. S. 86—90.
 
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