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Grunde darf man annehmen, daß auch der Hermannstädter Maler
Vincencius aus der Fremde zugewandert war.
Was den Renaissancecharakter dieses Altars und die aus dem
Jahre 1722 kommende Umrahmung des Werkes anbelangt, so
hat sich der Verfasser darüber in der Einzeldarstellung des Groß-
Schenker Altars eingehender. ausgesprochen. Es sei gestattet die
betreffenden Stellen hier zu wiederholen:
„Ebenso alt wie die beiden Gemälde sind nun die beiden
Langseiten und die obere Querseite des geschnitzten Rahmens
um das Mittelbild. Sie zeigen in gewandter Formgebung reinste
Renaissancemotive, phantastisches Blatt- und Pflanzengeranke, wie
es in ganz ähnlicher Weise der Mühlbächer Altar an den beiden
Leisten in der Predella und an den Seitenteilen längs der Flügel
besitzt. Einfacher, doch denselben Geist atmend, sind die Orna-
mente der beiden Seitenpfeiler an dem Altar zu Radeln, die hier
in Verbindung mit spätgotischen Bestandteilen ebenso wie am
Mühlbächer, Bogeschdorfer, Birthälmer und Schaaser Altarwerk
das Ringen der neuen Kunstrichtung mit der alten Kunstweise
verkörpern. Es war dies ein Kampf, der hie und da auch an
unseren Kirchenbauten begann, wir denken nur an die Renaissance-
portale der Kirche in Birthälm1, die Sakristeitürstöcke in Klau-
senburg2 3 und Groß-Kopisch so wie an einige Türen und Fenster
in Hermannstadt4, der aber in sich selber zusammenbrach, bevor
er zum sieghaften Durchbruch gelangen konnte. Nur in der Kunst
der Goldschmiede war es der Renaissance vergönnt, sich im 16.
und 17. Jahrhundert an so vielen Kannen, Bechern, Pokalen und
andern Gefäßen ausleben zu können. Der Grund, weshalb mit der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Leben der Kunst in Sie-
1 s. die Abbildung bei Roth: Baukunst, Tafel XI, 1.
2 s. die Abbildung bei Eber, a. a. O. S. 177.
3 s. die Abbildung bei Roth: Baukunst, Tafel XVI. 4.
4 vgl. Ludwig Reißenberger: Ueberreste der Gotik und Renais-
sance an Profanbauten in Hermannstadt. Hermannstadt 1888. S. 3off.
Grunde darf man annehmen, daß auch der Hermannstädter Maler
Vincencius aus der Fremde zugewandert war.
Was den Renaissancecharakter dieses Altars und die aus dem
Jahre 1722 kommende Umrahmung des Werkes anbelangt, so
hat sich der Verfasser darüber in der Einzeldarstellung des Groß-
Schenker Altars eingehender. ausgesprochen. Es sei gestattet die
betreffenden Stellen hier zu wiederholen:
„Ebenso alt wie die beiden Gemälde sind nun die beiden
Langseiten und die obere Querseite des geschnitzten Rahmens
um das Mittelbild. Sie zeigen in gewandter Formgebung reinste
Renaissancemotive, phantastisches Blatt- und Pflanzengeranke, wie
es in ganz ähnlicher Weise der Mühlbächer Altar an den beiden
Leisten in der Predella und an den Seitenteilen längs der Flügel
besitzt. Einfacher, doch denselben Geist atmend, sind die Orna-
mente der beiden Seitenpfeiler an dem Altar zu Radeln, die hier
in Verbindung mit spätgotischen Bestandteilen ebenso wie am
Mühlbächer, Bogeschdorfer, Birthälmer und Schaaser Altarwerk
das Ringen der neuen Kunstrichtung mit der alten Kunstweise
verkörpern. Es war dies ein Kampf, der hie und da auch an
unseren Kirchenbauten begann, wir denken nur an die Renaissance-
portale der Kirche in Birthälm1, die Sakristeitürstöcke in Klau-
senburg2 3 und Groß-Kopisch so wie an einige Türen und Fenster
in Hermannstadt4, der aber in sich selber zusammenbrach, bevor
er zum sieghaften Durchbruch gelangen konnte. Nur in der Kunst
der Goldschmiede war es der Renaissance vergönnt, sich im 16.
und 17. Jahrhundert an so vielen Kannen, Bechern, Pokalen und
andern Gefäßen ausleben zu können. Der Grund, weshalb mit der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Leben der Kunst in Sie-
1 s. die Abbildung bei Roth: Baukunst, Tafel XI, 1.
2 s. die Abbildung bei Eber, a. a. O. S. 177.
3 s. die Abbildung bei Roth: Baukunst, Tafel XVI. 4.
4 vgl. Ludwig Reißenberger: Ueberreste der Gotik und Renais-
sance an Profanbauten in Hermannstadt. Hermannstadt 1888. S. 3off.