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in solch starkrealistischer Weise behandelt worden, daß davor
nur eine große Kindlichkeit nicht zurückschrecken konnte. Gerade
diese Naivität befähigte den mittelalterlichen Künstler zu einer
Auffassungsweise, die über der Heiligkeit des Motivs das Drastische
und Derbe der Komposition vergessen ließ. Auf dem Verkün-
digungsbilde ist das traditionelle Spruchband angebracht: ave
gratia plena dominus tecum.
Der schwere rechtwinkelige Bilderschrein ruht auf der Altar-
staffel. Sie trägt zwischen dem Apaffischen Wappen und der
ehemaligen Inschrift eine Darstellung des auferstandenen Christus.
Mit Geißel und Rutenbündel hebt sich der Schmerzensmann aus
dem Grabe, zu beiden Seiten stehen anbetend Maria und Johannes.
Dasselbe Thema ist auf den Predellen des Bogeschdorfer1 und des
Csik-Szent-Leleker Altares behandelt worden2.
Die Technik, deren sich der oder die Schöpfer dieses Altares
bedienten, war die handwerksmäßig überkommene. Auf Tannen-
holztafeln wurde eine grobkörnige Leinwand geleimt, darüber ein
kräftiger Kreidegrund gelegt und in diesen wurden, so lange er noch
weich war, zunächst die Konturen des damaszierten Goldhinter-
grundes und sodann die Umrisse der Komposition selbst mit einem
spitzen Griffel eingegraben, wobei offenbar fertige Kartons benutzt
wurden. Vor dem Auftrag der Farbe wurde sodann der Gold-
hintergrund hergestellt, indem echtes Blattgold aufgeleimt und
sodann mit dem Achatstift geglättet wurde. Daß dieser Gold-
hintergrund zuerst angelegt wurde, erkennt man daraus, daß die
Farbe an den Rändern auf ihn übergeht.
Der Kreidegrund der Predella wurde direkt ohne Benutzung
einer Leinwand auf die Tannenholztafel aufgetragen. Hierin ist
die Ursache zu suchen, daß sich diese Bilder viel schlechter er-
halten haben, als die übrigen Gemälde des Altars. Noch haben
wir einer eigenartigen Erscheinung Erwähnung zu tun. Auf die

1 s. Tafel XLIII; XLIV, i u. 2 ; XLV, 2.
2 s. Tafel XXIII.
 
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