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Ruskin, John
Ausgewählte Werke in vollständiger Übersetzung (Band 13): Moderne Maler (Band 3): von verschiedenen Dingen — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.4915#0095
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gewisses Verdienst vorhanden war, durch den Ausdruck
der liebenden Begeisterung bedingt (Kap. IV, § 10).

(B) Bei der Besprechung des Strebens nach Schönheit
als eines Merkmals der hohen Kunst wurde auch bemerkt,
dass es gewisse Wege gebe, diese Schönheit zu zeigen, in-
dem die schönsten Formen unverändert zusammengestellt
und mit sanftem Nachdruck darauf hingewiesen würde
(Kap. III, § 15).

(C) Und schließlich bei der Besprechung der richtigen
Anwendungsarten der Einbildungskraft wurde auch gesagt,
dass es gestattet sei, zum unschuldigen Vergnügen für
uns selber Feen, Najaden und andere solcher erdichteten
Geschöpfe zu schaffen (Kap. IV, § 5).

Nun sind diese liebende Begeisterung, die nach einer Schön-
heit sucht, welche geeignet ist, der Gegenstand ewiger Liebe
zu sein, diese erfindende Geschicklichkeit, die freundlich all
das entfaltet, was in der uns umgebenden Welt besteht, und
schließlich diese spielerische Kraft des Gedankens, die sich
an den verschiedensten Formen des Unmöglichen übt und
ergötzt, drei Formen des Idealismus, die mehr oder weni-
ger in Verbindung stehen mit den drei Richtungen in der
Seele des Künstlers, die auseinanderzusetzen ich in dem
Kapitel über das Wesen derGotik in den »Steinen von Venedig'
Gelegenheit fand. Es ist darauf hingewiesen worden, dass,
während die Dinge, die uns rings umgeben, Gutes und
Böses vermischt enthalten, gewisse Menschen das Gute
nahmen und das Böse ließen (dort mit Recht Puristen ge-
nannt); dass andere beides annahmen, Gutes und Böses
zusammen (mit Recht Naturalisten genannt); und dass
wieder andere einen Hang dazu hatten, das Böse zu wählen
und das Gute zu lassen, welche ich angemessen als Sen-
sualisten bezeichnet habe. Ich will damit nicht sagen, dass
die Maler von Feen oder Najaden notwendig dieser letzten
und niedersten Klasse angehören müssen, oder dass sie
zumeist das Böse wählen und das Gute lassen; aber nichts-
destoweniger besteht in der Tat ein seltsamer Zusammen-
hang zwischen dem zügellosen Spiel der Einbildungskraft
und einer Empfindung für die Gegenwart des Bösen, das
 
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