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Ruskin, John
Ausgewählte Werke in vollständiger Übersetzung (Band 13): Moderne Maler (Band 3): von verschiedenen Dingen — Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.4915#0208
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ÜBER DEN PATHETISCHEN BETRUG

§ 1. Deutsche Schwerfälligkeit und englische Ziererei
haben in letzter Zeit dazu geführt, dass bei uns immer
mehr und mehr zwei Worte angewandt werden, gegen
die wohl am meisten einzuwenden ist von allen jenen,
die jemals durch die Mühseligkeiten der Metaphysiker
geprägt worden sind ■— nämlich „subjektiv" und „ob-
jektiv ".

Gar keine Worte könnten gesuchter und in allen Punkten
ebenso unnütz sein; und ich spreche nur deshalb von
ihnen, damit ich sie ein für allemal aus meinem Wege
und aus dem meiner Leser entfernen kann. Doch um das
zu erreichen, müssen sie erläutert werden.

Der Ausdruck „Blau", so sagen gewisse Philosophen, be-
deutet die Farbempfindung, die das menschliche Auge
empfängt, wenn es in den unbewölkten Himmel oder auf
eine schöne Enzianblüte blickt.

Nun, sagen sie weiter, da diese Empfindung nur dann
gefühlt werden kann, wenn das Auge dem Gegenstande zu-
gewendet ist, und da mithin keine derartige Empfindung
durch den Gegenstand erzeugt wird, wenn niemand auf ihn
hinblickt, so ist die Sache selber, wenn sie nicht ange-
sehen wird, nicht blau; und ebenso (so sagen sie) gibt es
viele Eigenschaften der Dinge, die im gleichen Grade
durch etwas anderes bedingt sind als durch sich selber.
Um süß sein zu können, benötigt ein Ding jemanden, der
es schmeckt; es ist nur insolange süß, als es geschmeckt
wird, und wenn die Zunge die Fähigkeit zu schmecken
 
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