Weiterhin war es zur schimmernden Harmonie der Far-
ben und zum klaren Hervortreten jeder Einzelheit durchaus
notwendig, alle verwirrenden Schatten, alle dunklen oder
unbestimmten Linien gänzlich wegzulassen. Daraus ent-
sprang nun die völlige Verleugnung der natürlichen Er-
scheinung von Seiten der großen Menge der Künstler, und
ein gemächliches Verweilen bei der allgemein üblichen
Darstellungsweise, die den Eber sowohl als den Löwen blau,
scharlachfarben oder golden machte, je nach der Devise
des Ritters oder danach, ob gerade diese oder jene Farbe
an jener Stelle des Zierates benötigt wurde, und vor allem
durchaus leugnete, dass irgend ein Gegenstand jemals einen
Schatten geworfen oder von irgend einer Verdunkelung be-
troffen worden sei.
SIEBENTENS I DARAUS ENTSPRINGEND, UNGENAUE
WIEDERGABE DER NATUR
§ 14. All dies war in seiner Art und zu seinem Zwecke
genommen, durchaus richtig, bewunderungswürdig und
reizend schön; und diejenigen, die es gering schätzen, dar-
über lachen oder keine Freude daran empfinden, sind gänz-
lich unkundig der höchsten Grundsätze der Kunst und bloße
Anfänger und Neulinge in der Behandlung der Farbe. Aber,
obwohl es bewunderungswürdig war, lag hierin doch ein
weiteres Zurückweichen der Menschen von der Beobach-
tung der feinen und verborgenen Schönheiten in der Natur;
so zwar, dass der Künstler, der erst dahin geführt worden
war, leichtfertig von der Schönheit in der Natur zu denken
als dem Menschen Untertan und ihm dienstbar, nun dahin
geführt ward, ungenau von ihr zu denken, weil er sie be-
ständig für seine praktischen Zwecke zu ändern und zu ver-
einfachen hatte.
§ 15. Wenn wir nun all diese verschiedenen Quellen
des eigentümlichen mittelalterlichen Empfindens gegen-
über der Kunst in einer Übersicht zusammenstellen, so
haben wir:
1. Gefallen an Gärten anstatt an den fruchtbaren Feldern,
was zu einer sentimentalen Betrachtung der Natur, anstatt
ben und zum klaren Hervortreten jeder Einzelheit durchaus
notwendig, alle verwirrenden Schatten, alle dunklen oder
unbestimmten Linien gänzlich wegzulassen. Daraus ent-
sprang nun die völlige Verleugnung der natürlichen Er-
scheinung von Seiten der großen Menge der Künstler, und
ein gemächliches Verweilen bei der allgemein üblichen
Darstellungsweise, die den Eber sowohl als den Löwen blau,
scharlachfarben oder golden machte, je nach der Devise
des Ritters oder danach, ob gerade diese oder jene Farbe
an jener Stelle des Zierates benötigt wurde, und vor allem
durchaus leugnete, dass irgend ein Gegenstand jemals einen
Schatten geworfen oder von irgend einer Verdunkelung be-
troffen worden sei.
SIEBENTENS I DARAUS ENTSPRINGEND, UNGENAUE
WIEDERGABE DER NATUR
§ 14. All dies war in seiner Art und zu seinem Zwecke
genommen, durchaus richtig, bewunderungswürdig und
reizend schön; und diejenigen, die es gering schätzen, dar-
über lachen oder keine Freude daran empfinden, sind gänz-
lich unkundig der höchsten Grundsätze der Kunst und bloße
Anfänger und Neulinge in der Behandlung der Farbe. Aber,
obwohl es bewunderungswürdig war, lag hierin doch ein
weiteres Zurückweichen der Menschen von der Beobach-
tung der feinen und verborgenen Schönheiten in der Natur;
so zwar, dass der Künstler, der erst dahin geführt worden
war, leichtfertig von der Schönheit in der Natur zu denken
als dem Menschen Untertan und ihm dienstbar, nun dahin
geführt ward, ungenau von ihr zu denken, weil er sie be-
ständig für seine praktischen Zwecke zu ändern und zu ver-
einfachen hatte.
§ 15. Wenn wir nun all diese verschiedenen Quellen
des eigentümlichen mittelalterlichen Empfindens gegen-
über der Kunst in einer Übersicht zusammenstellen, so
haben wir:
1. Gefallen an Gärten anstatt an den fruchtbaren Feldern,
was zu einer sentimentalen Betrachtung der Natur, anstatt