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Sacken, Eduard von
Die K. K. Ambraser-Sammlung (2. Theil): Die Kunst- und Wunderkammern und die Bibliothek — Wien: Wilhelm Braumueller, k.k. Hofbuchhändler, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.70834#0198

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Pfeiler erheben, die einen zweiten Baldachin tragen, aus dem die
durchbrochene Pyramide emporsteigt. Zur Seite an den Spitzsäu-
len unter kleinen Baldachinen die Heiligen Jacobus d. ä., Chri-
stoph, Laurenz und Sebastian aus vergoldetem Silber. Der Fuss
ist mit eingravirtem Masswerk und Blumen verziert.— Es ist ein
schönes Denkmal des XV. Jahrhunderts von den in der damaligen
Architektur herrschenden Formen, sehr geschmackvoll, ein klei-
ner Thurmbau von organischer Gliederung. Einer Tradition zu-
folge soll diess die Monstranze sein, mit welcher dem Kaiser Max,
als er sich auf der Martinswand verstiegen hatte, der Segen er-
theilt wurde x). 2Z 8" hoch, wiegt 10 Mk. 6 Lth.
Eine silbervergoldete Vase (32) von geschmackvoller Form
mit durchbrochenen Verzierungen, Blumen und Laubzügen aus
weissem Silber überzogen. Darin steckt ein grosser Blumenstrauss,
aus mattem Silber gearbeitet von der höchsten Vollendung. Die
meisten Blumen (Chrysanthemen, Nelken, Maiglöckchen u. dgl.)
sind mit der grössten Naturtreue sehr fein ausgeführt. Grösse
der Vase: 1' 1", des Strausses: lz 5ZZ; das Ganze kostete, wie
das alte Inventar berichtet, über 700 Gulden 2).
*Das Arbeitskästchen der Erzherzogin Claudia von
Medici, der Gemahlin Erzh. Leopolds V. (17). Es zeigt an drei
Seiten vortreffliche Bilder von getriebener Arbeit: die Königin
von Saba bei Salomo, — Rebecca beim Brunnen, — David und
Abigail. Die Zwischenräume sind ganz mit durchbrochenem Zier-
werk (Hermen, Figürchen etc.) und Schmelzarbeit ausgefüllt, mit

*) S. Keyssler’s Reisen S. 20. Das Factum ist wohl nicht zu bezwei-
feln (s. die Erzählung nach Burglehner bei Zoller, Gesch,
d. Stadt Innsbr. S. 185).
Dass Zirl, ein so nahe bei Innsbruck gelegener Ort, eine so schöne
Monstranze besass, erscheint nicht befremdend, wenn man bedenkt,
wie viel im XV. Jahrhundert auf Kirchen und deren Ausschmückung
verwendet wurde, besonders von einzelnen Familien und Personen,
welche oft die kostbarsten Geschenke aus besonderer Vorliebe an
die Kirchen selbst kleiner Ortschaften machten. In viel unbedeuten-
deren, als Zirl, findet man oft noch die schönsten Paramente.
i) Vielleicht eine Arbeit des berühmten Nürnberger Goldschmiedes W.
J am nitzer (s. u ).
 
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