Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sacken, Eduard von
Die antiken Bronzen des K.K. Münz- und Antiken-Cabinetes in Wien (Band 1): Die figuralischen Bildwerke classischer Kunst — Wien, 1871

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1790#0096
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


94

Der im Verhältniss zu den Beinen zu kurze Körper zeigt eine nur in den Hauptmassen, derb angedeutete
Musculatur, die grosse Löwenhaut ist so eng um den Arm gewickelt, dass dieser wie ein Schraubengewinde
aussieht und hängt in drei grossen Lappen herab. Das kurze Gesicht mit niedriger Stirne erinnert durch seine
Glotzaugen und starken "Wangen an alte modellirte Bildwerke, die am kugeligen Kopfe anliegenden Haare sehen
wie eine Haube von Schnüren aus. Die unförmliche linke Hand hielt einen Bündel von vier Gegenständen
von denen nur mehr die Ansätze erhalten sind. Grösse: 17,5 Cent.

Eine ähnliche Figur, aber noch steifer und schlechter in den Verhältnissen ist die auf Taf. XL, 10
abgebildete von 14 Cent. Grösse. Die breiten Schenkel, dünnen Kniee und feinen Knöchel sind Reminiscen-
zen archaischer Bildung, aber die rohe Modellirung des im Verhältnisse zu den Beinen viel zu kurzen Rum-
pfes, die eckigen Schultern, der lange Hals und kleine Kopf verrathen die handwerkliche Hebung einer ziem-
lich späten Zeit. Die rechte Hand ist wenig gehoben, die linke hielt nichts. Die Ueberarbeitung des an
mehreren Stellen sorgfältig ausgebesserten Gusses besteht fast nur in derben Feilstrichen. Die Keule fehlt.

Weniger stylisirt, in den Formen derber, mehr im Charakter der römischen Kunst erscheint die 12,5
Cent, grosse Bronze Taf. XL. 5. Sie ist bewegter, dem Beschauer entgegen schreitend. Die horizontal aus-
gestreckte Linke hielt mit voller Faust einen Gegenstand gefasst, der jetzt fehlt: man sieht nur mehr die
ganz durchgehende Bohrung für denselben. Das Löwenfell hängt wie ein sorgfältig zusammengelegtes Tuch
über den Arm. Die Formen des ziemlich gut modellirten Rumpfes sind kräftig, aber nicht sehr musculös, die
Beine plump. Die für Herakles charakteristischen etwas kleinen Augen sind hier übertrieben schmal gehalten.
Im Ganzen prägt sich der Charakter einer späteren Epoche aus, als bei den vorbescbriebeneii Bildern.

Eine bessere Replik desselben Urbildes stellt Taf. XL. Fig. 7 dar, eine schlanke, jugendliche Gestalt
(12 Cent. hoch). Bei der Modellirung des Körpers bewegte sich der Künstler freier als bei der der Beine,
denn die Formen des ersteren sind lebensvoll und naturwahr, letztere dagegen auffallend steif, was vielleicht
auf Rechnung des Vorbildes zu setzen ist. Auch das Gesicht, soweit es die Beschädigung desselben erkennen
lässt, hat feine Züge, frei von allem Typischen. In den Haaren ist eine schmale Binde durch die Anordnung
derselben und durch eine vertiefte Linie angedeutet. Die Keule, vierkantig und gekerbt, hat eine seltsame
Form. Das Attribut in der linken Hand fehlt.

Die bei weitem rohere Figur Taf. XXXIX, Fig. 8,12 Cent, hoch, unterscheidet sich von den beschriebenen
durch energischere Bewegung, nämlich ein entschiedenes Ausschreiten mit dem linken Fusse. Auf dem Kopfe
ist ein Kranz angedeutet, der vorne eine Blume gehabt haben dürfte; die Formen des jugendlichen Kör-
pers sind im allgemeinen markirt. Die Kinger der horizontal ausgestreckten linken Hand, welche nichts gefasst
hielt, fehlen.

Mit dieser Bronze stimmt die noch viel rohere Taf. XXXVIII, Fig. 10, überein: auf dem Kopfe sieht
man ein spitzes Hörnchen ohne Andeutung einer Binde, dessen Bedeutung bei der äusserst flüchtigen Aus-
führung des überaus hässlichen Kopfes nicht klar ist. Grösse: 6,5 Centim.

In Bezug auf Proportion und Modellirung nähert sich die Figur Taf. XXXIX, 9, mehr dem römischen
Schema. Der Wuchs ist kräftiger, die Formen sind mehr ausgebildet, Die Binde in den Haaren hat einen
sonderbaren, zweitheiligen Ansatz, dessen oberer Theil aber fehlt, In Gesicht und Körperbüdung zeigt sich
keine Spur mehr von Archaismus und es dürfte sich diese Figur unter den angeführten in Bezug auf Frei-
heit der Behandlung am weitesten von dem Urbilde entfernen. Grösse: 13,5 Centim.

Sehr jugendlichen Charakter, besonders in dem fast knabenhaften Gesichte zeigt eine mit der vor-
beschriebenen ähnliche, nur schlankere Figur, Taf. XXXIX. 14. 11 Centim. hoch. Die Bewegung ist hier
noch freier und geschmeidiger, die Biegung des Überleibes nicht ohne Anmuth. Durch die stark hervorgeho-
benen Brustmuskeln wird die aussergewöhnliche Stärke des Jünglings, durch, die langen Beine dessen Gewandt-
heit ausgedrückt. Von dem Gegenstande, den er in der Linken hielt (einem Home?), ist der untere, spitzige
Theil erhalten.

Im Gegensätze zu diesen verfeinerten Wiederholungen des Typus erscheinen mehrere andere wahrhaft
barbarisch roh. wahrscheinlich Erzeugnisse minder kunstgeübter, von den Stätten der Grosskunst, welche auch
die handwerklichen Gebilde nicht unberührt lässt. entfernter wohnender Stämme, Als solche mehr selbststän-
dige Versuche sind sie nicht ohne Interesse. Zwei charakteristische Beispiele stellen die Taf. XXXVIII. 10
und 17 abgebildeten Figürchen dar. Das erstere (7 Centim.), obwohl so formlos, dass kaum die wesentlichen
Theile der menschlichen Gestalt angedeutet erscheinen, zeigt doch ein gewisses Bestreben nach lebendiger
Charakteristik durch die hoch und drohend erhobene Keule; das zweite (von 0 Centim. Höhe) von ganz

anderem Charakter ist eine wahre Carricatur des Heroen, eine zwerghafte Miss"'cstalt mit grossem

Schädel

ohne Gesicht
Beine Stelzen

Eine i
den, dem Be
dass sie die
gespreizter Sl
und von eine
Füsse sind ii
des Körpers
zu klein, von
dünnem, schv
führung. Es
Keule sind ei
daran gestech

Den in:
hoch. In he
schlage aus,
entrinnen kar
wird. Die krii
trefflich chars
rer auf's Hau
Wucht des a
die Brust trit
gegeben, abei
des wird mit
in dem gestr<
den überwuw
mit einer Bir

Ein an
Er ist dem I
knotigen Keu
Körpers, die
kenem Mund«
dreitheilig.

Aelmlk
Feind nicht i
gleichsam ein
gezwungen in
peinliche, mai
Kunstwerke, t
und Harnion:
geringe eigent
der kleine, al:
gender Nase
mit den kraft

Die zw
die Formgebv
kurze Haare,
unangenehm
auch die starl
Der rechte V

Andere,
die ältere Dai
hing steife, a

X
 
Annotationen