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Sacken, Eduard von
Die antiken Bronzen des K.K. Münz- und Antiken-Cabinetes in Wien (Band 1): Die figuralischen Bildwerke classischer Kunst — Wien, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.1790#0111
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DARSTELLUNGEN AUS DEM LEBEN.

A. DEN CULTUS BETREFFENDE.

Die bei den Römern zur Verrichtung gewisser heiliger Handlungen auserkorenen Knaben mussten bei
edler Geburt mit schöner Körperbildung vollkommene sittliche Reinheit verbinden; nur an der Grenzscheide
des Knaben- und Jünglingsalters wurden sie als Diener des Flamen1) zum Opferdienste zugelassen, ..in der
kurzen Zeit, in welcher die Trennung der Geschlechter noch nicht erfolgt ist und die vollste Unschuld den
Knaben dem Mädchen noch gleich stellt." 2)

Die Darstellungen dieser Gamilli sind daher meist von besonderer Schönheit und grossem Reiz, wie
auch die drei in der Sammlung vorhandenen beweisen (Taf. XIII, Fig. 5), die bei völliger Gleichheit in Stel-
lung und Anordnung doch individuelle Verschiedenheiten der Bildung und des Ausdruckes zeigen. Sie sind im
leichten Vorschreiten in ihrer Dienstesverrichtung begriffen, die Arme nach einem gewissen Rhythmus fast
ganz gleich halb vorgestreckt, in der rechten Hand die Opferschale, in der linken einen kurzen Stall. Das bis
an die Kniee reichende, mit Halbärmeln versehene, faltenreiche Kolobion bewegt sich sanft in dem durch das
Gehen entstandenen Luftzug, wodurch die Eilfertigkeit im Dienste angedeutet wird. Ein besonderes Tuch (die
Mappa?) ist um die Leibesmitte gebunden, schärpenartig über die linke Schulter gezogen, dann wieder, sich
bauschend, in die Binde gesteckt und fällt mit seinen Enden vorne weit herab." Halbstiefel mit Fellbesatz.
welche die Zehen unbedeckt lassen, kleiden die Fiisse. In der Haltung und dem ganzen Benehmen drückt
sich eine feierliche Würde und Ruhe aus.

Das abgebildete Exemplar zeichnet sich besonders durch die Feinheit des Wuchses, die adelige Leich-
tigkeit der Haltung und jene natürliche Grazie aus, welche der eben reifenden Jugend beider Geschlechter
eigen ist. Das zarte Gesicht mit silbernen Augen, von weichen Locken umrahmt, während das Haar am Ober-
kopfe anliegt, ist von unschuldigem Ausdruck. Die Anmuth, welche über die Gestalt ausgegossen ist, erscheint
als das Product edler Herkunft und feiner Erziehung. Die Ausführung ist sorgfältig und bekundet eine ge-
wandte Hand. Die Hände sind beschädigt, die Attribute fehlen. Grösse: 11 Oentim.

Der zweite, etwas kleinere Camillus von geringerer, trockener Ausführung trägt einen Lorbeerkranz im
kurzen Haar, in der Rechten die Patera, die Aermelnahten sind verziert.

Bei der 12,5 Oentim. hohen dritten, sehr schönen Figur ist der Stab in der Rechten erhalten. Der
anmuthige Kopf mit reichem Lockenhaar hat silberne Augen, das Gewand ist trefflich behandelt.

Wahrscheinlich beruhen diese und andere in verschiedenen Sammlungen befindliche Gamilli auf einem
gemeinsamen Vorbilde, das vielleicht in der schönen capitolinischen Bronze erhalten ist.3)

Hieher sind auch zwei Figuren von Wasserträgern zu rechnen (Taf. XLIV, 2), welche, mit dem
Zeus, Tafel L, bei Verona gefunden, neben demselben in einem Lararium aufgestellt gewesen und gedacht zu
sein scheinen, wie sie das Wasser aus der an der Fundstelle befindlichen Quelle herbeibringen, welches
dem Herrn der Erde und Gewässer, der überhaupt alles Gute den Menschen gewährt, geweiht sein, von ihm
beschützt und gesegnet werden soll.

•) Winekelmann, Mon. inod. 178. — Macrob. Rat. III, 8.

2) Braun, Ruinen und Museen Roms, S. 142.

3) Righetti, Mus. del Campidoglio I, 33. — Braun, a. a. 0. S. 1-42.

Friedrichs, Bausteine 8. 496, n° 797.

v. Suckon. Die antiken Bronzen tles k. k. M&U2- um! Ajltiken-Cabinstes. I.
 
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