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Sacken, Eduard von
Die antiken Bronzen des K.K. Münz- und Antiken-Cabinetes in Wien (Band 1): Die figuralischen Bildwerke classischer Kunst — Wien, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.1790#0112
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110

Diese dem Leben entnommenen, durchaus nicht idealisirten (Testalten sind ein eminentes Beispiel der
grossen Bedeutung der römischen Kunst auf dem realen Gebiete, der feinen Naturbeobachtung, die ihr zu
Grunde hegt und der Trefflichkeit ihrer Leistungen, sobald es galt, einen wirklichen Gegenstand in voller
Naturwahrheit wiederzugeben. In Darstellungen, welche ein unmittelbares Naturstudium erfordern, also im
Portrait- und Genrefache erhielt sie sieh auf ziemlich gleicher Höhe selbst in einer Zeit, in welcher die ideale
Richtung schon in Manier ausgeartet und in bedeutendem Verfalle begriffen war, — eine Erscheinung, welche
zeigt, wie das Leben der gesunde Boden der Kunst ist. und die sich am Schlüsse des Mittelalters besonders
in Deutschland wiederholt,

Langsam, durch die schwere Last gebückt und mit gebogenen Knieen schreiten die Sclaven in dem
für Lastträger charakteristischen breitspurigen Gange einher, mit der linken Hand den auf der Schulter ruhen-
den Tragreifen haltend, an dessen gebogenen Enden die Eimer hingen. Die gesenkte Rechte trug wahrschein-
lich auch ein Wassergefäss; hierauf deutet die etwas vom Leibe weggestreckte Haltung des Armes und die
Höhlung der geschlossenen Hand. Die Kleidung bildet die kurze, ärmellose Tunica der arbeitenden Classe.
welche! auf beiden Schultern geknüpft war, indess ist sie hier auf der rechten aufgelöst, um die Bewegung des
Armes nicht zu behindern. Die Sculponeae an den Füssen haben die üblichen Holzsohlen, welche unter den
Fersen und Ballen dicke Klötze bilden, wie es bei der Feldarbeit gebräuchlich war: die breiten Amenta oder Obstra-
gula hüllen fast den ganzen Fuss ein und reichen in zahlreichen Umwicklungen bis über die Knöchel. Der
Kopf hat einen portraitartigen Charakter; das ziemlich lange, wustige und in die Stirne fallende Haar, sowie

der

unvollständige Bart verrathen den Mangel der Pflege. Die trüb blickenden Augen sind von Silber.

Die fein empfundene, consequente Durchführung der Charakteristik verleiht den Bildwerken einen eigen-
tümlichen liciz. Mit der dem Leben abgelauschten Stellung, der unfreien Bewegung und gebückten Haltung
steht das Muskelspiel in vollem Einklang, besonders das Anspannen der Fusssehnen durch das Entgegen-
stemmen gegen den belasteten Körper und das Hervortreten der Waden, wie, denn die gesammte Körperbil-
dung die durch harte Arbeit bewirkte sehnige Entwicklung zeigt, namentlich der beim Tragen betheiligten
Nackenmuskeln. Auch der traurige Gesichtsausdruck des ewig Geplagten stimmt damit überein. Die Modelli-
rung des Körpers und der einfachen Gewandmotive bei beiden ist vortrefflich, die Ausführung sehr sorgfältig,
die Erhaltung vorzüglich.

Auch die Postamente sind die ursprünglich dazu gehörigen, reich und geschmackvoll verziert, auf der
obersten Platte ein Eierstab, die Kehlleisten mit gravirten Herzblättern, die L'ienichen als Perlenstäbe, der
unterste Wulst mit Bändern umwunden. Die Hauptform, an der die senkrechte Linie fast verschwindet, in
ihrem bewegten Contour harmonirt gut mit den unruhigen Linien der Figur. - Die Patina ist graulich grün
wie an dem mitgefundenen Zeus und dem Hermes (Taf. NX).

Das abgebildete Exemplar ist 2-1 Centim. hoch, das zweite um 0.5 Centim. grösser. Hieraus, sowie aus
manchen Verschiedenheiten ergibt sich, dass keineswegs eine Figur der Nachguss der anderen ist. wie es auf
den ersten Blick scheinen könnte, sondern eine freie, getreue Oopie, der auch gewisse Härten und Schwächen
ankleben, welche Nachbildungen eigen zu sein pflegen, eine geringere Freiheit und Leichtigkeit in der Bewe-
gung, eine etwas steifere Stellung und trockenere Behandlung des Gewandes.

Als Opferdiener ist auch ein Jüngling anzusehen (12 Centim. gross, nicht abgebildet), welcher mit dem
rechten Fuss eine hohe Stufe hinaufsteigt und zu einer höher befindlichen Person aufblickt: mit der Rech-
ten giesst er den Inhalt einer Kanne aus. die Linke hielt einen Stab. Er ist mit einem langen Chiton mit
geschlossenen Aermeln bekleidet, über der linken Schulter hängt ein Tuch. Die Ausführung der Figur, die
wahrscheinlich zu einer Gruppe gehörte, ist von der handwerklich derben Art der späteren Zeit.

Nicht selten sind kleine Gefässe in Form von Köpfen, sowohl von idealen, als dem Leben entnom-
menen, wie die oben beschriebene Heraklesbüste (Taf. XXXIN, 11): Pallas. Silen, Dionysos kommen in die-
ser Art vor, unsere Sammlung besitzt auch die Büste eines Mohren, eines schönen Jünglings und den kah-
len Kopf eines jungen Menschen von blödem Ausdrucke und hässlich-carrikirten Formen als Gefässchen, )
am häufigsten aber sind weibliche Köpfe mit hinaufgestrichenen Haaren, reich geschmückt, bisweilen von archai-
stischem Gepräge;8) diese werden von Manchen für Persephone erklärt.3) Die Gefässe waren vermuthlich Weih-
geschenke und enthielten das Libationswasser.

') Beschreibung des k. k. Münz- und Antikencab. S. 289, n" 725, 730, 727.

2) Gtori, Mus. etmsc. I, Tab. 79, SO (zum Tlicil mit kleinen Flügeln am Kopl'u).
delT Inst. VIII, 'IV. XII, 2; Annali 1864, p. ;!77.

3) Gori 1. c. p. 180.

— Venuti, Collect, ant, T. 24. - Mon.

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2) Krause,
a) Philostr.


 
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