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https://doi.org/10.11588/diglit.20001#0020
diesen Täuschungsversuch sogar sehr ethisch, sehr sozial
mit der Begründung, daß es heutzutage nicht mehr möglich
sei, den Minderbemittelten als den auch geistig weniger
Berechtigten zu behandeln, man möchte, über das selbst-
verständliche Gebot, das dem Tüchtigen freie Bahn zu schaf-
fen sei, weit hinaus, in schönem geistigen Kommunismus
„allen alles" gönnen, und übersieht dabei nur, daß man den
Minderbemittelten gerade dadurch als den geistig Minder-
berechtigten behandelt, daß man ihn mit dem Surrogat des
Faksimiles abspeist.
Wir haben Perlen, — Ihr möchtet sie auch? Hier! Nehmt
sie aus vollen Händen: täuschend ähnliche Wachsperlen!
Zeichnungen von Dürer, von Grünewald, von Rembrandt?
— Hier sind sie! Der glückliche Besitzer eines solchen
Druckes ist ja „eigentlich nur noch durch ein Vorurteil von
dem Gefühl ausgeschlossen, das Original selbst zu besitzen"!
„Der Satan legt euch goldgewirkte Schlingen,
Es geht nicht zu mit frommen rechten Dingen" $
Die Kestner-Gesellschaft in Hannover hat kürzlich eine Aus-
stellung „Original und Reproduktion" veranstal-
tet, in der die Vollkommenheit der Reproduktions-Technik
gezeigt werden sollte. Gegen eine solche Ausstellung wäre
an sich gar nichts einzuwenden, ja sie könnte von großem
erzieherischen Werte sein, wenn eindringlich dabei auf die
feinen und doch so entscheidenden Differenzen zwischen
dem Original und der Reproduktion hingewiesen würde. In
Hannover aber hat man sich offenbar ein Vergnügen daraus
gemacht, das Publikum auf den Leim zu locken. Und da-
gegen muß protestiert werden. Fünfunddreißig Originale
waren unter die Reproduktionen eingeschmuggelt, und nun
lautete die Preisfrage: „Welches ist das Original?"
Sehr viele Preise werden, fürchte ich, nicht zur Verteilung
gekommen sein. Ich weiß aber, daß alle Mitglieder einer
vielköpfigen Kommission von Kunstsachverständigen, denen
kürzlich die gleiche Frage vor dem Original von Franz Marc's
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mit der Begründung, daß es heutzutage nicht mehr möglich
sei, den Minderbemittelten als den auch geistig weniger
Berechtigten zu behandeln, man möchte, über das selbst-
verständliche Gebot, das dem Tüchtigen freie Bahn zu schaf-
fen sei, weit hinaus, in schönem geistigen Kommunismus
„allen alles" gönnen, und übersieht dabei nur, daß man den
Minderbemittelten gerade dadurch als den geistig Minder-
berechtigten behandelt, daß man ihn mit dem Surrogat des
Faksimiles abspeist.
Wir haben Perlen, — Ihr möchtet sie auch? Hier! Nehmt
sie aus vollen Händen: täuschend ähnliche Wachsperlen!
Zeichnungen von Dürer, von Grünewald, von Rembrandt?
— Hier sind sie! Der glückliche Besitzer eines solchen
Druckes ist ja „eigentlich nur noch durch ein Vorurteil von
dem Gefühl ausgeschlossen, das Original selbst zu besitzen"!
„Der Satan legt euch goldgewirkte Schlingen,
Es geht nicht zu mit frommen rechten Dingen" $
Die Kestner-Gesellschaft in Hannover hat kürzlich eine Aus-
stellung „Original und Reproduktion" veranstal-
tet, in der die Vollkommenheit der Reproduktions-Technik
gezeigt werden sollte. Gegen eine solche Ausstellung wäre
an sich gar nichts einzuwenden, ja sie könnte von großem
erzieherischen Werte sein, wenn eindringlich dabei auf die
feinen und doch so entscheidenden Differenzen zwischen
dem Original und der Reproduktion hingewiesen würde. In
Hannover aber hat man sich offenbar ein Vergnügen daraus
gemacht, das Publikum auf den Leim zu locken. Und da-
gegen muß protestiert werden. Fünfunddreißig Originale
waren unter die Reproduktionen eingeschmuggelt, und nun
lautete die Preisfrage: „Welches ist das Original?"
Sehr viele Preise werden, fürchte ich, nicht zur Verteilung
gekommen sein. Ich weiß aber, daß alle Mitglieder einer
vielköpfigen Kommission von Kunstsachverständigen, denen
kürzlich die gleiche Frage vor dem Original von Franz Marc's
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