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AVas du ererbt von deinen Vätern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.

Goethe, Faust T.

Vjjfi^^enn des Abends das Häösergewirr der Altstadt



mm

schon in blaue Nebel gebullt liegt, und die
| letzten Strahlen der Sonne, die drüben hinter
den Vogesen niedersteigt, die hochragenden Steinmassen
des Münsterturms in dunkelm Hot erstrahlen lassen.
dann hemmt auch wohl der genieine Mann, den in
geschäftiger Werktagseile sein Beruf vorüberführt, seine
Schritte und hebt voll staunender Bewunderung sein
Auge zu der leicht und luftig in den blauen A etiler
aufragenden Steinpyraniide. Ein leises Ahnen von dem
gewaltigen Geiste des unvergänglichen Kunstwerks komm!
über ihn: er geniesst einen Augenblick heiterer Buhe.
Es giebt nicht leicht ein Bauwerk, das durch den
Wohllaut seiner Umrisslinien auch das ungeübte Auge
so gefesselt hält, wie das Freiburger Münster. Trotz
der Schwarzwaldberge, die in weitem Halbkreis im
Hintergrund aufsteigen, beherrscht es nicht nur das
Bild der Stadt, sondern die ganze Landschaft, un-
bekümmert um die modernen Nebenbuhler, die der
Kirchenbaueifer ühsrer Tage seiner ehrwürdigen Grösse
zu Nachbarn geben wollte. A\rie der Turm das Ganze
beherrscht, ohne es doch zu erdrücken, da in dem steil-
 
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