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Schapire, Rosa
Johann Ludwig Ernst Morgenstern: ein Beitrag zu Frankfurts Kunstgeschichte im XVIII. Jahrhundert — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 57: Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.66368#0041
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Aus den Stammbuchversen, die Morgenstern seinem Vater
und seinem Bruder nach der hübschen Sitte seiner Zeit ein-
schreibt, spricht eine persönlichere Note. So trägt er ins Album
des Vaters in Rudolstadt am 1. Februar 1756 ein:
«Es ist der Leute Brauch,
Nur alles zu verachten.
Viel rühmlicher es wär’
Wann sie es besser machten.»
Hat er sich hier noch nicht über die billige Weisheit erhoben,
die in Stammbüchern grassiert, so spricht ein künstlerisches
Glaubensbekenntnis aus den Versen, die er neben eine zierliche
Rokokokartousche in das Album seines jüngeren Bruders, des
Porträtmalers Friedrich Wilhelm Christoph am 27. Dezember 1762
in Rudolstadt einschreibt:
«Je näher der Natur die Malereyen kommen
Je mehr ergötzet sich des Künstlers Fertigkeit,
Drum hastu, werther Freund das Glücke angenommen,
Daß deinen Pinsel übt zu schildern Aehnlichkeit.
Nun suche Gottes Bild in Dir selbst herzustellen.
So wirstu glücklich seyn bey allen Lebensfällen.»
Von seinen freundschaftlichen Beziehungen zu den frank-
furter Malern erzählt sein eigenes Stammbuch vom Jahre 1762,
das er «dem Angedenken seiner Kunstfreunde und Gönner
widmet». Hier haben sich fast ausschließlich Künstler einge-
tragen, häufig an Stelle eines Versehens mit einer Federzeich-
nung oder einem kleinen Aquarell. Herrlein, J. G. Schütz und
Franpois Schütz sind mit Zeichnungen vertreten und Nothnagel
senior schreibt neben ein Köpfchen in sauberem Goldrahmen:
«Vaincre soy meme est la plus grand vertu.
Wie jener Friedrich mit soviel Feinden kämpfen.
Mit Caesar’s Heldenmuth so große Mächte dämpfen.
Ist zwar was Prächtiges und bringt viel Ruhm. Allein
Im Zorn sein Held und Ueberwinder seyn
Das'ist der herrlichste von allen großen Siegen.»
In Salzdahlum haben sich in sein Stammbuch eingetragen
L. W. Busch und G. N. Eberlein, der nachmalige Galeriedirektor;
die Hamburger Maler sind hier neben manchen anderen zum
zweiten Mal vertreten.
 
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