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Schapire, Rosa
Johann Ludwig Ernst Morgenstern: ein Beitrag zu Frankfurts Kunstgeschichte im XVIII. Jahrhundert — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Band 57: Strassburg: J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.66368#0068
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Goethe und Morgenstern.
Zu den Frankfurter Malern, die für den Königsleutnant
gearbeitet haben und deren Schaffen Goethe im dritten Buch
von «Dichtung und Wahrheit» so anschaulich schildert, gehört
Morgenstern nicht. Er war während Thorancs Aufenthalt im
Hause am Hirschgraben (von 1759/61) in Rudolstadt tätig.
Am 27. Oktober 1769 kommt er nach Frankfurt und muß
sehr bald Beziehungen zum alten Rat angeknüpft haben. Goethe
berichtet in seiner Selbstbiographie,106 daß er sich nach seiner
Rückkehr ins Vaterhaus in seiner Krankenstube ans Zeichnen
gemacht, sich unmittelbar an die Wirklichkeit gehalten und sein
Zimmer mit seinen Möbeln gezeichnet hat oder «allerlei Stadt-
geschichten, die man sich eben erzählte und woran man Interesse
fand». «Das alles war nicht ohne Charakter und nicht ohne einen
gewissen Geschmack, aber leider, fehlte den Figuren die Pro-
portion und das eigentliche Mark, sowie denn auch die Aus-
führung höchst nebulistisch war. Mein Vater, dem diese Dinge
Vergnügen zu machen fortfuhren, wollte sie deutlicher haben,
auch sollte alles fertig und abgeschlossen sein. Er ließ sie
daher aufziehen und mit Linien einfassen ; ja der Maler Morgen-
stern, sein Hauskünstler — es ist derselbe, der sich später
durch Kirchenprospekte bekannt, ja berühmt gemacht — mußte
die perspektivischen Linien der Zimmer und Räume hinein-
ziehen, die sich dann freilich ziemlich grell gegen die nebu-
listisch angedeuteten Figuren verhielten.»

106 Dichtung und Wahrheit, Bd. 27, S. 212 u. f.
 
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