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Eine besondere Liebhaberei hatte Morgenstern für Schreiner-
arbeiten, wie auch Kirchner erwähnt. Im Besitze seiner
Familie befinden sich noch verschiedene kleine Bilderrahmen,
die Johann Ludwig Ernst gefertigt hat. Eine polierte Schachtel
für einen feinhaarigen Pinsel hat er sogar stolz mit der Jahres-
zahl 1800 und seinem Namen bezeichnet. «Seine gute Meinung
von der ehrsamen Tischlerzunft» — erzählt Kirchner — «war
so groß, daß er von Mitgliedern derselben zur Gruft getragen
zu werden verlangte».
Aber keiner der kleinen überlieferten Züge aus Morgensterns
Leben spricht so sehr für den Menschen und Künstler wie der
tiefe Eindruck, den er in Salzdahlum empfangen hat. Zu Tränen
hat ihn der Anblick der Galerie gerührt, denn von den Herr-
lichkeiten, die er dort schauen durfte, hatte er im weltfernen
Rudolstadt nichts geahnt und Zweifel an seinem Talent steigen
ihm auf. Diese tiefe Liebe zur Kunst und den Bespekt vor dem
Kunstwerk hat er sich bis in sein hohes Alter erhalten. Zahl-
reich waren die schadhaften Bilder alter und jüngerer Meister,
die durch seine geschickten Hände gingen, und der Wunsch
nach einer bleibenden Erinnerung an diese Werke anderer
brachte ihn darauf, im Jahre 1798 zu seinem Vergnügen eine
Sammlung von Kopien im winzigsten Maßstab anzulegen. Dies
war der Grundstock des dreiteiligen Schränkchens, von dem
Goethe gewünscht hat, daß es Frankfurt erhalten bleibe.
Es sind kleine, liebenswürdige Züge, die uns von Morgen-
stern überliefert werden. Das Bild eines guten, unermüdlich
tätigen, sympathischen, hilfebereiten Menschen, dem etwas Klein-
bürgerliches anhaftet, tritt uns entgegen. Er hat gewiß all die
Eigenschaften besessen, die Staat, Gesellschaft, Familie von
einem ihrer Mitglieder fordern und zu fordern berechtigt sind
—- der große Zug des mit sich ringenden und durch innere
Kämpfe zur Harmonie kommenden Menschen fehlt. Wie könnte
es anders sein ; dieser große Zug fehlt ja auch seiner Kunst.
Eine besondere Liebhaberei hatte Morgenstern für Schreiner-
arbeiten, wie auch Kirchner erwähnt. Im Besitze seiner
Familie befinden sich noch verschiedene kleine Bilderrahmen,
die Johann Ludwig Ernst gefertigt hat. Eine polierte Schachtel
für einen feinhaarigen Pinsel hat er sogar stolz mit der Jahres-
zahl 1800 und seinem Namen bezeichnet. «Seine gute Meinung
von der ehrsamen Tischlerzunft» — erzählt Kirchner — «war
so groß, daß er von Mitgliedern derselben zur Gruft getragen
zu werden verlangte».
Aber keiner der kleinen überlieferten Züge aus Morgensterns
Leben spricht so sehr für den Menschen und Künstler wie der
tiefe Eindruck, den er in Salzdahlum empfangen hat. Zu Tränen
hat ihn der Anblick der Galerie gerührt, denn von den Herr-
lichkeiten, die er dort schauen durfte, hatte er im weltfernen
Rudolstadt nichts geahnt und Zweifel an seinem Talent steigen
ihm auf. Diese tiefe Liebe zur Kunst und den Bespekt vor dem
Kunstwerk hat er sich bis in sein hohes Alter erhalten. Zahl-
reich waren die schadhaften Bilder alter und jüngerer Meister,
die durch seine geschickten Hände gingen, und der Wunsch
nach einer bleibenden Erinnerung an diese Werke anderer
brachte ihn darauf, im Jahre 1798 zu seinem Vergnügen eine
Sammlung von Kopien im winzigsten Maßstab anzulegen. Dies
war der Grundstock des dreiteiligen Schränkchens, von dem
Goethe gewünscht hat, daß es Frankfurt erhalten bleibe.
Es sind kleine, liebenswürdige Züge, die uns von Morgen-
stern überliefert werden. Das Bild eines guten, unermüdlich
tätigen, sympathischen, hilfebereiten Menschen, dem etwas Klein-
bürgerliches anhaftet, tritt uns entgegen. Er hat gewiß all die
Eigenschaften besessen, die Staat, Gesellschaft, Familie von
einem ihrer Mitglieder fordern und zu fordern berechtigt sind
—- der große Zug des mit sich ringenden und durch innere
Kämpfe zur Harmonie kommenden Menschen fehlt. Wie könnte
es anders sein ; dieser große Zug fehlt ja auch seiner Kunst.