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Scheffer-Boichorst, Paul [Hrsg.]
Annales Patherbrunnenses: eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts ; aus Bruchstücken wiederhergestellt — Innsbruck, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.22433#0093
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tember 1114 nachgestellt: Dieser starb am 19. Oktober,1 Jener am
15. Dezember.2 Aehnlich verhält es sich mit der Feier der hohen Feste.
Meistens finden wir anderweitige Bestätigung; wenn Eckehard einmal ab-
weicht, so lässt sich doch unser Annalist im Eecht erweisen.3 Hier aber
würde ein Erzähler, der wohl als Zeitgenosse, doch manches Jahr nach den
Ereignissen schrieb, sicher mehr als einmal die Orte verwechselt, dort eine
falsche Anordnung getroffen haben. Und so genau, so wohl geordnet, wie
die obigen Beispiele, sind alle Angaben bis etwa zum Tode Heinrichs V.4
Vor dieser Zeit kann ernstlich nur von einem einzigen Irrthum die Eede
sein.5 Aber dieser Irrthum ist wieder derartig, dass man ihn nur auf einen
Schreibfehler zurückführen muss; denn wie man zu allen Zeiten gewusst:
das Konkordat mit Kalixt II. wurde nicht zu Speier abgeschlossen. 6

Auch weiterhin, also über Heinrich V. hinaus, behält das Werk im
Allgemeinen seinen Werth. Doch finden sich in den nächsten Jahren einige
Unrichtigkeiten. Dass Lothar mit seiner Gemahlin nicht zu Aachen, son-
dern zu Köln geweiht sei, hat der Annalist wohl nicht im Ernste gemeint:
es ist hier ein Versehen begangen, wie bei dem nach Speier verlegten Kon-
kordate. Dann aber heisst es, dass jener Giselbert, der Bedränger der
ütrechter Kirche, 1127 enthauptet sei; der disibodenberger Annalist setzt
das Ereigniss nach 1129, und Anderweitiges scheint seine Angabe zu be-
stätigen. Im Jahre 1129 hat Lothar die Lichtmess nicht zu Köln, sondern
in der Abtei Elten gefeiert; wenig genau ist auch die Angabe, dass Lothar
nach Pfingsten, worunter man doch die nächste, auf Pfingsten folgende Zeit
versteht, gegen Nürnberg auszieht. Vielfach ist bezweifelt, was zum folgen-
den Jahre erzählt wird: dass nämlich der Erzbischof von Trier, der doch "
einst den Gegenkönig Konrad gebannt hatte, nun zum Gegner Lothars ge-
worden und — wunderlicher Dank! — dafür von Konrad ergriffen und in
Fesseln gelegt sei. Irrig ist es jedenfalls, dass Lothar zu Goslar das Oster-
fest gefeiert habe. 7

1) Z. B. Necrol. Hildesh. Vater]. Archiv für Niedersachsen 1840. S. 104.

2) Z. B. Necrol. Visbeccense ap. Böhmer Fontes 4,600.

3) Vgl. zum Jahre 1120.

4) Wenn der Wahl des Gelasius, die im März 11*20 erfolgte, sofort die im
April vollzogene Gegenwalü angeschlossen wird, wenn erst darauf der Tod Burchards
von Münster folgt, obwohl Burchard doch noch im März starb : so ist damit meine
Ausführung nicht widerlegt; es ist zu natürlich, dass zwei zusammengehörende Er-
eignisse nicht auseinander gerissen sind. Auch geschieht es wohl, dass der Tod
zweier Männer, wegen der Gleichheit, neben einander gestellt werden. Vgl. S. 60.

5) Dass zum Jahre 1123 die Verhältnisse der entlegenen Marken Lausitz
und Meissen, wio Heinrich V. sie ordnet, nicht ganz richtig dargestellt sind, —
ich muss eigentlich sagen: wie es scheint, nicht ganz richtig dargestellt sind, —
kann kaum in Betracht kommen.

6) Ich fürchte kaum, dass Jemand aus der Wassornoth des Jahres 1122,
als einer causa diuturni doloris , die Gleichzeitigkeit zu läugnen versucht. Mit
viel besserem Rechte könnte ich dann bemerken, dass es zum folgenden Jahre
heisse: Dux Liutgerus victor, uti Semper consuevit, rediit, dass aber Lothar schon
im Jahre 1126 eine empfindliche Niederlage erlitt.

1) Vgl. meine Amerkungen zu 1127. 29. 30.

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