Erstes Kapitel.
«Und da ich schreiben und lesen gelernet, nahm er1 mich
wieder aus der Schul und lernet mich das Goldschmiedhand-
werk. Und da ich nun säuberlich arbeiten kunnt, trug mich
mein Lust mehr zu der Malerei dann zum Goldschmiedwerk.
Das hielt ich meinen Vater für. Aber er was nit wol zufrieden,
dann ihm reut die verlorne Zeit, die ich mit Goldschmiedlehr
hätte zugebracht. Doch liess er mirs nach, und da man zählt
nach Christi Geburt 1486 an St. Endrestag, versprach mich
mein Vater in die Lehrjahr zu Michael Wohlgemuth, drei Jahr
lang ihm zu dienen.»'2
Mit diesen einfachen Worten erzählt Dürer selbst von der
ersten Ausbildung, die er genossen. Dürftig genug, und doch
von grosser Bedeutung für die Betrachtung seines Schaffens in
seiner ersten Periode! Kein besserer Leitfaden kann uns bei
der Beurteilung seiner Werke, die in dieser Zeit entstanden,
an die Hand gegeben werden, als Dürer es selbst mit seinem
Hinweise tut.
Denn was uns in seiner Ornamentik entgegentritt, das ist
jene feine, bis ins Kleinste gehende Detailbehandlung, wie sie
der Goldschmied zu geben gewohnt ist. Was wir da an Leuchtern,
Kronen, Gefässen und zahlreichen anderen Geräten, sowie an
Architektur-Verzierungen sehen, alles scheint bestimmt, von den
Instrumenten des Goldarbeiters ausgeführt zu werden. Kein in
1 Dürers Vater.
2 Lange-Fuhse, Dürers schriftlicher Nachlass, S. 8. Halle a. S. 1893.
«Und da ich schreiben und lesen gelernet, nahm er1 mich
wieder aus der Schul und lernet mich das Goldschmiedhand-
werk. Und da ich nun säuberlich arbeiten kunnt, trug mich
mein Lust mehr zu der Malerei dann zum Goldschmiedwerk.
Das hielt ich meinen Vater für. Aber er was nit wol zufrieden,
dann ihm reut die verlorne Zeit, die ich mit Goldschmiedlehr
hätte zugebracht. Doch liess er mirs nach, und da man zählt
nach Christi Geburt 1486 an St. Endrestag, versprach mich
mein Vater in die Lehrjahr zu Michael Wohlgemuth, drei Jahr
lang ihm zu dienen.»'2
Mit diesen einfachen Worten erzählt Dürer selbst von der
ersten Ausbildung, die er genossen. Dürftig genug, und doch
von grosser Bedeutung für die Betrachtung seines Schaffens in
seiner ersten Periode! Kein besserer Leitfaden kann uns bei
der Beurteilung seiner Werke, die in dieser Zeit entstanden,
an die Hand gegeben werden, als Dürer es selbst mit seinem
Hinweise tut.
Denn was uns in seiner Ornamentik entgegentritt, das ist
jene feine, bis ins Kleinste gehende Detailbehandlung, wie sie
der Goldschmied zu geben gewohnt ist. Was wir da an Leuchtern,
Kronen, Gefässen und zahlreichen anderen Geräten, sowie an
Architektur-Verzierungen sehen, alles scheint bestimmt, von den
Instrumenten des Goldarbeiters ausgeführt zu werden. Kein in
1 Dürers Vater.
2 Lange-Fuhse, Dürers schriftlicher Nachlass, S. 8. Halle a. S. 1893.