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Scherer, Valentin
Die Ornamentik bei Albrecht Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bdn 38: Strassburg: Heitz, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.73577#0110
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Fünftes Kapitel.
Bisher konnten wir Dürer's ornamentalen Stil nur aus
einer, allerdings nicht geringen Anzahl kleinerer Werke und
Einzelblätter kennen lernen. Der Augenblick aber sollte kommen,
da ihm die Gelegenheit geboten ward, den Reichtum seiner Er-
findung in einem grossen Werke zum Ausdruck zu bringen.
Kaiser Maximilian beschliesst, sich zum eigenen Ruhm und der
Nachwelt zur Erinnerung ein bleibendes Denkmal in der «Ehren-
pforte» zu setzen, mit den fürstlichen Beförderern der Kunst
in Italien zu wetteifern. Aber wie unterscheidet sich von deren
Unternehmungen die seine! Dort grosse Monumentalbauten,
prangender Freskenschmuck in weiten Sälen, öffentliche Denk-
mäler — hier ein Werk in Holzschnitten! Wohl auch der
Gedanke eines monumentalen Baues, aber nicht in Stein, sondern
nur im Bilde ausgeführt, und dazu von spekulierendem deutschen
Gelehrtengeiste bis ins Kleinste festgestellt, so dass dem
Künstler nur karg die Freiheit bemessen ward. Was sollte nicht
alles auf dieser Ehrenpforte dargestellt werden! Wir können
es heutzutage kaum begreifen, wie man eine solche Aufgabe
stellen konnte. Da werden uns alle Ahnen und Verwandten
des Kaisers vorgeführt, wir sehen ihn selbst bei Kriegs- und
Friedenswerk, ja sogar sein reicher Schatz wird dem Beschauer
in dunklem Gewölbe gezeigt. Doch damit nicht genug erstrecken
sich die Vorschriften hinein bis auf das Dekorative bis auf die
an den Vordersäulen der Hauptpforten aufgehängten Sirenen
und die an den grossen Säulen sitzenden Harpyien.
Durch so viele Einzelheiten musste das Gesamtbild der-
artig beeinträchtigt und gestört werden, dass das Werk keinen
 
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