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Scherer, Valentin
Die Ornamentik bei Albrecht Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bdn 38: Strassburg: Heitz, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.73577#0109
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— 95 —

gleichen Blatt vorhandene Entwurf zu einem zweiten Ohrringe
zeigt, dass diese Dinge auch wirklich für den praktischen Ge-
brauch berechnet waren. Denn der wieder breiter werdende
Schwanz der Schlange kann doch nur darin begründet sein,
dass die Perle, welche die Schlange im Maule hält, noch eines
zweiten festen Haltes bedarf, den sie in diesen Schuppen findet.1
Mit grosser Vorliebe hat Dürer sich der Ausbildung der
Wappen angenommen, eine stattliche Reihe von Blättern rührt
von seiner eigenen Hand her. In dem leichten Spiel der Helm-
decke, in den Helmzierden konnte er seinem Sinn für bewegte
Formen freien Lauf lassen. Dabei nimmt die Auszattelung der
Decke, die damals ja allgemein beliebt war, bald ganz den
Charakter des Blattes an. Als Decke tritt für uns eigentlich
nur auf dem Kupferstich: Das Wappen des Todes von 1503
(B. 101) entgegen. Sonst endigt sie in jenes stumpfe dreigelappte
Blatt, das in der Gotik so häufig vorkommt. Und wie hier, so
ist von Anfang an die Dreizahl für die ganze Decke massgebend:
in drei Hauptästen löst sie sich vom Helm, zwei davon sind
meist nach unten, einer anfangs nach oben gerichtet. In reichen
Verschlingungen, in wildem Taumel der Bewegung umgeben sie
Helm und Wappen wie ein Rahmen. Oft hat das Einzelblatt
selbst noch seine Eigenbewegung und biegt sich, wie auf dem
Kupferstich: Das Löwenwappen mit dem Hahn (B. 100), knollen-
artig aus, oft kann man, wie auf dem Wappen mit den drei
Löwenköpfen B. 169, die Bewegung kaum mehr verfolgen. Hier
ist Dürer ganz Spätgotiker geblieben. Auch Einrahmungen
kommen vor, wie die Säulen auf dem eben genannten Wappen
und wie die Rebstäbe die aus einem Topf hervorgewachsen
auf dem Wappen des Tscherte B. 170. Zur schönsten Vollendung
aber gelangt Dürer in dem Holzschnitt seines eigenen Wappens
von 1523 (B. 162).

1 Die von Ephrussi S. 202, 203 abgebildeten und erwähnten An-
hängsel: hl. Christoph und Georg bieten nichts besonders Erwähnenswertes

2 S. Grenser: Albert Dürer in seinem Verhältnis zur Heraldik, 1. c.
S. 87, wo alles so ausführlich besprochen wird, dass ein näheres Eingehen
darauf hier überflüssig ist.
 
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