Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Scherer, Valentin
Die Ornamentik bei Albrecht Dürer — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bdn 38: Strassburg: Heitz, 1902

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73577#0042
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
28 —

entstammen, von Dürer studiert worden sind, wie neben der
schon angeführten Helmform auch die Tarokkarten beweisen,
die Dürer nach italienischen Vorbildern gezeichnet hat. Dort
findet sich bei der «Philosophie», L. 215, ein Mantegnesker
Panzer und Schild, sowie auf «Jupiter», L. 216, in Mantegneske
Rüstungen gehüllte, liegende Krieger.
Mit dem Stiche des Herkules aber sind wir schon am Ende
der ersten Periode des Künstlers angelangt. Ein kurzer Rück-
blick möge die bisher gewonnenen Resultate nochmals zusammen-
fassen!
Aus dem Goldschmiedehandwerk hervorgehend und in Wol-
gemuts Werkstatt ausgebildet, zeigt Dürer in seiner Ornamentik
engen Anschluss an den spätgotischen Stil und die detaillierte
Behandlung und Arbeit des Goldschmiedes. Daneben tritt schon
in den Frühwerken das Studium Mantegna's ein, das sich auch
in der Ornamentik geltend macht, und vereinzelt finden sich
auch Erinnerungen an Venedig. Wo aber diese Renaissanceformen
auftreten, werden sie nicht verwendet, um sich in zielbewusster
Weise mit der Gotik zu verschmelzen, oder sie zu ersetzen,
sondern beide Stilarten gehen nebeneinander her. Die neue Form
wird nur angewendet, um nocli einen grösseren Reichtum an
Motiven zu erlangen. So entstanden vor allem die sieben
Leuchter der Berufung des Johannes.
Dabei hat sich aus verschiedenen Einzelheiten ergeben,
dass Dürer in Padua die Fresken Mantegna's gesehen hat —
ein weiterer Beweis dafür, dass Dürer auf seiner ersten Wan-
derschaft die Alpen überschritten hat und in Italien gewesen
ist.
Aus der Anwendung beider Formensprachen neben- und
durcheinander zeigt sich aber, dass Dürer selbst sich nocli nicht
klar war, welchen Weg er einschlagen sollte. Das mag auch da-
mit zusammenhängen, dass das Hauptgewicht jener Zeit nicht
auf dem behandelten Gebiete liegt. Zu grosse Probleme anderer
Art bewegen den Künstler — die Ornamentik geht nur unter-
geordnet daneben her und tritt eigentlich nur bei zwei Blättern,
der Johannesberufung und dem Ecce homo etwas mehr her-
vor. Trotzdem liessen sich schon hier für die ganze Dürer'sche
Kunst bedeutende Momente erkennen: dies ist einmal die
 
Annotationen