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202 Fünftes Kapitel.

Blöcke in der That von sehr grossen Abmessungen; Steine von
2—3 m Länge, 1 m Höhe und 1 m Dicke findet man unter ihnen
vielfach. In Griechenland dürfte es auch wol schwerlich eine
zweite Burg geben, deren Mauern aus ebenso grossen Blöcken
in roher Weise aufgebaut ist. In Mykenae z. B. sind die Steine
im Durchschnitt entschieden kleiner. Die Mauern von Tiryns
stehen also wirklich in Bezug auf Grossartigkeit ganz vereinzelt
da und verdienten daher wohl, von Pausanias mit den Pyramiden
Aegyptens verglichen zu werden.

Bei dem Fehlen eines festen Mörtels verdanken wir die
verhältnissmässig gute Erhaltung der Mauern lediglich der
Grösse der einzelnen Steine; denn wären diese kleiner gewesen,
so würden entweder die Mauern im Laufe der Jahrhtinderte von
selbst eingestürzt sein oder ihr Material wäre von den Bewoh-
nern der umliegenden Städte und Dörfer weggeschleppt und
zum Bau von Wohnhäusern benutzt worden. Wie Pausanias
die Mauern 600 Jahre nach ihrer Zerstörung durch die Argiver
gesehen hat, so stehen sie auch ungefähr noch heute da, obwol
mehr als 2300 Jahre seit dieser Zerstörung vergangen sind.

Da sich die Ausgrabungen fast ausschliesslich auf das Innere
der Burg beschränkt haben, so ist für die Reconstruction des
Grundrisses und Durchschnittes der Burgmauer nur sehr wenig
neues Material gewonnen. Nur in einzelnen Punkten lässt sich
die von Herrn Hauptmann Steifen vor Beginn der Ausgrabungen
gemachte Aufnahme * ergänzen. Bevor nicht weitere Ausgrabungen
angestellt werden und die ganze Mauer ringsherum freigelegt
wird, kann auch der Zweck und die Bedeutung der verschiede-
nen Mauern mit ihren Thürmen und Thoren nicht vollständig
erkannt und dargelegt werden.

1 Karten von Mykenai, auf Veranlassung des Kaiserl. Deutschen Ar-
chäologischen Instituts aufgenommen und mit erläuterndem Text heraus-
gegeben von Hauptmann Steffen. Blatt II.
 
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