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Schlosser, Julius von
Die Kunst- und Wunderkammern der Spätrenaissance: ein Beitrag zur Geschichte des Sammelwesens — Monographien des Kunstgewerbes, Band 11: Leipzig, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.6757#0129
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III. Schluß.

Fernere Entwickelung des Sammelwesens.

Zum Schlüsse soll der weiteren Entwicklung und den Anfängen modernen
Sammelwesens ein Blick gewidmet sein. Zwei Länder sind da von be-
sonderer Bedeutung, das eine, das man füglich das Geburtsland moderner
Kunst und Wissenschaft nennen darf, Italien, das andere eine ultima Thüle
europäischer Kultur, aber zu Anfang wie zu Ende der zweiten großen Ge-
schichtsperiode höchst bedeutend in das Getriebe eingreifend, England.

Ist doch jenes Italien das älteste Kulturgebiet im Westen, das schon ein-
mal Auf- und Niedergang einer ganzen einheitlichen Weltanschauung gesehen
hatte, während die übrigen Länder erst von vorne, aus naiver Kindheit und
stürmischem Jünglingsalter beginnen mußten. Trotz aller Verdüsterungen mitt-
lerer Zeiten ist die Antike hier doch immer die große Vergangenheit,
ein nationales Erbe geblieben, und der neuere Individualismus streckt hier
seine Wurzeln in altgepflügten Boden. Daß dies auch für die Kunst seine
Bedeutung hat, ist schon oft gesagt worden. Nicht nur, daß die Künstler von
alters her in dem Künstlerlande eine ganz andere persönliche und soziale
Stellung in Anspruch nehmen als anderwärts, die Kunstwerke selbst erscheinen
schon recht frühzeitig als individuelle Dinge, die um ihrer selbst willen ge-
schätzt, gepflegt und gesammelt werden. Auch da hat gewiß ein antikes Erbe
mitgespielt; die Gepflogenheit, Bildwerke auf öffentlichem Markt, an frei zu-
gänglichen Hallen zur Schau zu stellen, ist das ganze Mittelalter hindurch
niemals ganz erloschen. Bekannt genug ist der Pisaner Friedhof, mit seinen
antiken Sarkophagen eine Künstlerakademie seit Niccolö Pisano; bekannt, daß
die Loggia de Lanzi in Florenz schon im XVI. Jahrhundert berühmte Kunst-
 
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