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Schlosser, Alfred
Die Sage vom Galgenmännlein im Volksglauben und in der Literatur — Münster i.W., 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.68376#0060
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die ihrer wohl pfiegeten, etwas heimliches, das zu ihrer Wohlfahrt
und sonderlichen Gedeyen gereichte, pflegten einzublasen, nicht
anders, als wenn es kleine Haußgötter wären, derer die alten
Teutschen, annoch im Heydenthumb sich wol mögen gebrauchet haben,
und hat dieser Aberglaube also immerhin, biß auf unsere Zeit
gewehret, welchen man auch nicht leichtlich gantz außrotten können.
Dieser Bericht unseres Palatins sagte Herr Strephon, ist nicht
uneben anzuhören gewesen, aber, was Helt er endlich denn dafür,
was das Allräunichen für eine Creatur oder Wurtzel sey, es muß
doch gleichwohl einigen Nutzen haben, dieweil mancher es gern, wenn
er es nur bekommen kann, mit einem guten Stücke Geldes an sich
kauffet? Was wolte es für Nutzen haben, sagte hierauff der Rüstige,
ich versichere den Herrn, wenn der Phantastische Aberglaube nicht
dabey wäre, man würde sich mit dem liucken Auge nicht einmahl
darnach umsehen". Er erzählt hierauf die gewohnte Weise des Aus-
grabens und von der Wirkung, „daß sie die unbehrhaffteu Weiber
fruchtbar, auch diejenigen, die sie alle Sonnabende mit Wein und
Wasser baden, sauber einwickeln und heimlich halten, glückselig, reich
und vermögen machen, dabenebenst verhindere, daß uns gautz und
gar keine Zauberey schädlich seyu könne; so haben sie gerne alles
dafür gegeben .... wie Doctor Petrus Andreas Matthiolus
bezeugt, daß ein Theriacks-Schreyer, der zu Nom krcmck gelegen . . .,
ihm solche Büberey selber offenbaret . . . und gesagt, daß er bißweilen
den Reichen eine alleine für 30 Dukaten habe verkaufet".
Zu gleicher Zeit wie Rist glaubte der Verfasser des „Simplieius
Simplicissimus", Johann Jacob Christofs v. Grimmelshausen, 1624
—1670 vor dem Aberglauben mit dem Alraun warnen zu müssen.
Wenigstens hält Amersbach Z dafür, daß der Brief über das Galgen-
männlein didaktischen Zwecken dienen sollte. Er mochte wohl auch
überhaupt seine Ansicht über diesen Aberglauben kund tun, wie er
systematisch ja die damaligen Anschauungen wiedergibt. So ist viel-
leicht, wie die Briefform überhaupt, auch der Empfänger, sein Sohiu
nur eine fingierte Person (Amersbach). „Simplicissimi Galgen-
Männlin", heißt die Überschrift des Briefes, „oder Ausführlicher
Bericht, woher mau die so genannte Allräungeu oder Geldmännliu

0 „Aberglauben, Lage und Märchen bei Grimmelshausen", Baden-
Baden 1898.
 
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