1LI. Teil.
Des Alraunglaubens Wesen und Grundlage.
Alle die Züge von dem Wunderwesen des Alraunmännleins,
wie wir sie bis heran kennen lernten, sind so geheimnisvoll und so
rätselhaft, daß sie zu den Zeiten, wo das Männlein in hohen Ehren
stand, sogar forschende Geister herausfordern mußten. Kommt dazu,
daß solche Klärung sich wohl lohnen konnte. Jeder hatte ein volles
Interesse daran, ob alles, was man sich Gutes zuraunte, auch seine
richtige Bewandtnis habe. Dann brauchte es ja keines Steins der
Weisen mehr, oder besser noch, er wäre gefunden, mit einem Schlage
wäre Fortnna bezwungen, jede Not, aller Kummer wäre für den
Alraunbesitzer — jeder aber konnte das werden und gar nicht müh-
sam -- gehoben. Auch war je der Glaube an das Männlein von
vornherein nicht unvernünftig, die Zwieselgestalt der Pflanze konnte
mancherlei enthalten, es konnte etwas dahinter stecken, und große
Geister hatten es geheimnisvoll genug ausgesprochen, daß das Wurzel-
männlein etwas mehr sei, als wofür es sich präsentierte. Nichts war
allerdings mehr geeignet, den Glauben an das Männlein zu erzeugen
oder zu heben, als diese äußere Gestalt, und die Aussprüche eines
Pythagoras, Columella von der Menschenähnlichkeit der Wurzel schließen
schon eine gewisse Hochachtende Ansicht ein, Plinius nennt ihr Feuer
ein heiliges und heilendes, und da zum Überfluß die Heilige Schrift
die Dudaim der feurigen Art wegen rühmt, so hinderte auch nichts
mehr, daß der Alraunglauben ins Christentum überging.
Wenn nach der Anschauung der hl. Hildegard der Teufel auch
mehr Gewalt über die Alraunpflanze hat als über andere, so kommt
das nicht etwa von einer natürlichen Verwandtschaft mit dem Bösen,
sondern von der Gewalt, welche Adam durch die Sünde dem Ver-
führer über des Menschen Leib gab, denn von demselben Erdreich,
aus dem Gott Adams Körper gebildet hatte, stammte ja des Alraun-
männleins kleiner Wurzelleib. Es ist natürlich, daß von jeher auch
skeptische oder wenigstens mehr nüchterne Naturen den ganzen Alraun-
Des Alraunglaubens Wesen und Grundlage.
Alle die Züge von dem Wunderwesen des Alraunmännleins,
wie wir sie bis heran kennen lernten, sind so geheimnisvoll und so
rätselhaft, daß sie zu den Zeiten, wo das Männlein in hohen Ehren
stand, sogar forschende Geister herausfordern mußten. Kommt dazu,
daß solche Klärung sich wohl lohnen konnte. Jeder hatte ein volles
Interesse daran, ob alles, was man sich Gutes zuraunte, auch seine
richtige Bewandtnis habe. Dann brauchte es ja keines Steins der
Weisen mehr, oder besser noch, er wäre gefunden, mit einem Schlage
wäre Fortnna bezwungen, jede Not, aller Kummer wäre für den
Alraunbesitzer — jeder aber konnte das werden und gar nicht müh-
sam -- gehoben. Auch war je der Glaube an das Männlein von
vornherein nicht unvernünftig, die Zwieselgestalt der Pflanze konnte
mancherlei enthalten, es konnte etwas dahinter stecken, und große
Geister hatten es geheimnisvoll genug ausgesprochen, daß das Wurzel-
männlein etwas mehr sei, als wofür es sich präsentierte. Nichts war
allerdings mehr geeignet, den Glauben an das Männlein zu erzeugen
oder zu heben, als diese äußere Gestalt, und die Aussprüche eines
Pythagoras, Columella von der Menschenähnlichkeit der Wurzel schließen
schon eine gewisse Hochachtende Ansicht ein, Plinius nennt ihr Feuer
ein heiliges und heilendes, und da zum Überfluß die Heilige Schrift
die Dudaim der feurigen Art wegen rühmt, so hinderte auch nichts
mehr, daß der Alraunglauben ins Christentum überging.
Wenn nach der Anschauung der hl. Hildegard der Teufel auch
mehr Gewalt über die Alraunpflanze hat als über andere, so kommt
das nicht etwa von einer natürlichen Verwandtschaft mit dem Bösen,
sondern von der Gewalt, welche Adam durch die Sünde dem Ver-
führer über des Menschen Leib gab, denn von demselben Erdreich,
aus dem Gott Adams Körper gebildet hatte, stammte ja des Alraun-
männleins kleiner Wurzelleib. Es ist natürlich, daß von jeher auch
skeptische oder wenigstens mehr nüchterne Naturen den ganzen Alraun-