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Julius v. S c h 1 o s s e r.

darisch gefärbte Erinnerung an zwei große Tatsachen der
Kunstgeschichte, an die mit der Erneuerung des alten Impe-
riums parallelgehende sog. karolingische Renaissance und an
die mit dem sagenhaften Erneuerer von Florenz lokalgesehichl-
lich verknüpfte sog. ,Protorenaissance' von Toskana und Fim-
brien. Yasari hat; dann (in seiner Biographie des Tafi) die An-
knüpfung Brunellescos an diese nationale Antike, namentlich
den vermeintlich anliken Tempel des Baptisteriums, weiter
ausgeführt. Mit dem Ausgang der karolingischen Dynastie
kommt das Reich wieder an die ,Tedeschi' und die kaum er-
rungene ,gute' Bauweise geht abermals verloren. In dieser
fremden .deutsehen" Manier ist dann in Italien weitergebaut
worden, bis Brunelleseo, der große Erneuerer und Erwecker
des neuen Stils, kam, der an die heimische Tradition und die
römische Vergangenheit angeknüpft hat.

So stellt sich neben (ihibertis maniera greca die von den
.Barbaren' — man weiß, welchen Klang dieses Wort noch
immer für romanische Ohren hat — ausgehende maniera te-
desca, viel später gotica genannt, als Parallelerscheinung. Wie
der Klassizismus das Wort ,Barock' als gattungsmäßigen
Schmähnahmen für die Kunst seiner Väterzeil in Sehwang
brachte, so hat die junge Renaissance alles, was ihr von ihrer
Ahnenzeit als überlebt und überwunden erschien, in ihrem
leidenschaftlichen Zurücksehnen nach dem nationalen Idol
der Vergangenheit als ,barbarisch', .gotisch', ,griechiseh' ver-
fehmt. Es steckt immerhin eine dunkle Erinnerung an die zwei
größten Kulturmitlelpunkte des ,Mittelalters', Byzanz uiiil
Paris darin.

Diese These hat dann Yasari sich zu eigen gemacht und
sie derart 7.11 kanonischem und europäischem Ansehen erhoben,
daß ihr Einfluß noch heute nicht ganz überwunden ist.

IV.

Zu den kunsttheoretischen Thesen
der Frühronaissance.

Zur Literatur kommt fast allein das oben erwähnte Buch
von Irene Belm, L. B. Alberti als Kuustphilosopli, Strtkiburg
 
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