Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schlosser, Julius von
Materialien zur Quellenkunde der Kunstgeschichte (Heft 4): Die Kunsttheorie der ersten Hälfte des Cinquecento — Wien, 1917

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6751#0017
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Materialien zur Quellenkunde der Kunstgeschichte.

17

südlichen Abstammung in das venetische Milieu, nach Padua
geführt. Vor der Jahrhundertmitte, die auf unserem Gebiete
durch Vasaris Viten die stärkste Zäsur bedeutet, sind dort
ein paar Schriften entstanden, deren hier gedacht werden
muß. Daß es sich bei ihren Verfassern vorwiegend um Zu-
gewanderte, nicht Einheimische handelt, die sich aber völlig
in die neue Heimat eingelebt haben, ist wieder sehr charakte-
ristisch für dieses Milieu und seine Anziehungskraft, aber
auch für seinen Zusammenhang mit dem Süden. Ist doch der
hervorragendste Bildner und Baumeister der venezianischen
Hochrenaissance, Jacopo Sansovino, ein Toskaner gewesen
und in der eigentümlichen Mischung der beiden nationalen
Elemente liegt seine reizvolle Originalität; und sein Lands-
mann ist jener Pietro Aretino, der nirgends anders existieren
konnte, so wie er einmal war, als eben hier. Seinen Namen
setzt in der folgenden Periode Lodovico Dolce auf den Titel
eines Kunstdialoges. Gleich Aretino ein Toskaner und ein
echter Humanist ist der vielgeschäftige Doni, von dem gleich
die Eede sein wird.

Vielleicht auch kein Einheimischer, sondern möglicher-
weise wie Gauricus dem Süden entstammend ist ein im übri-
gen ziemlich obskurer Maler Paolo P i n o, dessen Dialog
von der Malerei 1548 in Venedig zur Ausgabe gelangte.
Wenigstens berichtet er darin, daß er mit Antonello da Mes-
sina zusammen gearbeitet habe. Möglich, daß ihn dieser, wie
die von Hackert herausgegebenen ,Memorie de' pittori Messi-
nesi' annehmen, wirklich aus Sizilien nach Venedig mitge-
bracht hat; sein Zeitgenosse Francesco Sansovino nennt ihn
auch in seiner ,Venezia descritta' direkt Pino da Messina.
Anderseits erklärt er selbst sich für einen Schüler des Sa-
voldo (der hier unter seinem in Venedig üblichen Namen
Girolamo Bresciano erscheint); auch weist seine Schrift
venezianische Dialektformen auf, die freilich angenommen
sein können. Jedenfalls ist, was von seiner Tätigkeit über-
liefert ist, auf venetisches Gebiet beschränkt. Signierte
Werke von ihm kennen Sansovino, Federici und Moschini
in Venedig, Noale und Padua. In Donis ,Disegno' werden
wir ihn endlich als Zwischenredner wiederfinden, so daß er

Sitzungsber. der pbil.-bist Klasse, 184. Bd. 2. Abb. 2
 
Annotationen