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Julius v. Schlosser.

lebendigen Eindruck fußenden Vorgänger Ghiberti, zum
Teile auch von dem trefflich beobachtenden Kunstfreund
M. Ä. Miehiel, als von den kunstschriftstellernden Literaten
der älteren und eigenen Zeit, von Billi und dem Maglia-
becchianus. Wie viel er mit literarischen Quellen arbeitet,
• wissen wir bereits, und dieses Medium schiebt sich ihm,
der in der zweiten Auflage namentlich schon ganz literari-
sche Allüren angenommen hat] häufig genug trübend zwi-
schen das Objekt und seinen offenen Künstlerblick, den er
in vielen Fällen betätigt hat. Nicht daß er in reine Schreib-
tischarbeit verfiele wie jene florentinischen Kompilatoren,
denen man in vielen Fällen noch nachrechnen kann, daß
sie die Werke ihrer nächsten Umgebung nicht einmal or-
dentlich angesehen haben und in mittelalterlicher Weise mit
dem Exemplum, der schriftlichen V.orläge, arbeiten; aber
auch er hat sich in nicht wenigen Fällen durch jenes sekun-
däre Material ablenken lassen. Es ist nachzuweisen, daß er
in Beschreibungen Wendungen seiner Vorlagen wörtlich
übernimmt, statt Selbstgeschautes zu geben. So hat er bei
Beschreibung der zweiten Tür (iliibertis dessen Text vor
sicli liegen, wie deutlich zu konstatieren ist, den er freilich
dann durch selbständige Beobachtungen und formale Wer-
tungen, die dem eigenen .Milieu entnommen sind (infolge-
dessen freilich mitunter mit dem älteren Kunstwerk dissonie-
len), erweitert. Auch schiebt sich hier die von eigenen und
fremden Erfahrungen gespeiste Kunstanschauung oft höchst
merkwürdig dazwischen ; so beschreibt, er in dem Werk des
alten Künstlers ikonographische Einzelheiten, die in Wirk-
lichkeit gar nicht vorhanden sind, wohl aber häufigen Korn-
positionsschemen entsprechen.

in.

Vasaris historische Orientierung und Arbeits-
technik.

1. Der GreschichtsDegriff der Renaissance.

Es ist nicht möglich, Vasaris Historik, die von der
modernen Auffassung so weit entfernt ist, und damit die
 
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