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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 8): Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert — Stuttgart, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1297#0082
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LXXXII Carl Schnaase's Biographie.

Dennoch musste er selbst sich schliesslich der schmerzlichen
üeberzeugung fügen, das fortan solche Ausflüge und Studienreisen zu
viele Gefahren mit sich brächten, und dass selbst die bis dahin stets
durchgeführten Erholungsreisen und Kuraufenthalte im Sommer ein-
geschränkt werden mussten. Rührend Mingen in den Briefen der
letzten Jahre die sanften Klagen über die stets abnehmende Lebens-
und Arbeitskraft, über die geistige Vereinsamung und die körperliche
Hinfälligkeit. Und dennoch bis zum letzten Augenblick ein unab-
lässig treues Schaffen, wenn es auch ein fortwährendes Ringen mit
den schwersten Hemmnissen war. In der Isolirtheit des Wiesbadener
Aufenthalts, fern von den Eindrücken und Anregungen grösserer
Lebenskreise, war es dem Leidenden eine besondere Erquickung,
wenn dann und wann Freunde und Fachgenossen zu vorübergehendem
Besuch erschienen. Von grossem Wcrthe war für ihn, dass R. Kekule
damals, allerdings nur für kurze Zeit, als Conservator der Antiken-
sammlung nach Wiesbaden kam. Der Verkehr mit ihm war für
Sclmaase, wie er oftmals in Briefen aussprach, ein überaus werthvoller.
Mir selbst war es Bedürfniss, so oft es die Verhältnisse gestatteten,
bei ihm einzusprechen und die einst so häufigen Stunden wissen-
schaftlichen und freundschaftlichen Austausches zu erneuern. In den
letzten Jahren gestattete selbst das milde Klima Wiesbadens dem
Leidenden nur selten noch im Winter einen Ausgang; meistens musste
er Monate lang das Zimmer hüten. Es verging aber kein Winter
wo ich nicht wiederholt zu kurzen Besuchen das liebe Haus betreten
hätte, welches durch die zärtlichste Sorgfalt ihm zum behaglichen
Asyl gemacht wurde. War doch seine ganze Existenz ein Wunder,
welches nur die sorglichste Gattenliebe zu bewirken vermochte, indem
sie das theure Leben der stetig fortschreitenden Krankheit zum Trotz
zu verlängern wusste. Doch hatte der letzte Winter durch rasch auf
einander folgende Todesfälle geliebter Personen, namentlich seines
alten Freundes Uechtritz, das zarte Gemütli Schnaase's aufs Heftigste
erschüttert. Ende Januar war ich in Wiesbaden; um Ostern wieder-
holte ich meinen Besuch und durfte mich noch einmal des Verkehrs
mit diesem feinen und tiefen Geiste mehrere Tage hindurch erfreuen.
Ich fand ihn trotz aller körperlichen Leiden, trotz mehrmouatlichen
 
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