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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 8): Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert — Stuttgart, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1297#0189
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Erstes Kapitel.
Hubert und Johann van Eyck.

Der Geschichte selbst müssen einige Worte über die Quellen
derselben vorausgeschickt werden. Sie sind sehr mangelhaft; weder
über die Stifter der Schule noch über irgend einen der nachfolgenden
Meister besitzen wir Berichte nahestehender Zeitgenossen. Die Kunst
war ihrem Publikum vorausgeeilt; während sie schon den individuellen
Charakter der neuen Zeit annahm, wurde sie noch ebenso betrachtet
und behandelt, wie die unpersönliche Kunst des Mittelalters. Man
hielt sie noch nicht für einen Theil der Geschichte, für einen Gegen-
stand schriftlicher Aufzeichnung; die Gelehrten kümmerten sich nicht
um sie, und die Künstler sowohl wie ihre Gönner waren nicht ge-
wohnt, die Feder zu führen.

Nur Italien bildete eine Ausnahme; hier war die Kunst schon
eine wichtige Angelegenheit von allgemeinem Interesse geworden,
hier gab es schon eine Klasse von Schriftstellern, welche aus dem
Geleise der bisherigen Wissenschaftlichkeit heraustretend sich gern
mit aesthetischen Gegenständen beschäftigten. Daher ist es begreif-
lich, dass die frühesten Erwähnungen flandrischer Meister und der
Erfindung der Oelmalerei sich hei italienischen Schriftstellern vor-
finden. Wahrscheinlich noch vor dem Tode Johann's van Eyck (1440),
jedenfalls bald nachher, waren Bilder desselben, sowie des Roger van
der Weyden durch den Handel in den Besitz italienischer Fürsten
und Kunstfreunde gelangt, deren Technik und Darstellungsweise
grosses Aufsehen und Bewunderung erregten und jene schreiblustigen
Gelehrten reizten, über sie und ihre Urheber zu berichten1). Einer

]) Die erste solcher Aufzeichnungen, die "wir kennen, von Cyriacus von Ancona,
ist in der That nur eine kurze Beschreibung eines Gemäldes von Roger, das er
 
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