Nabor Martin. 213
und der Fischer und wiederholt mit Ehrenämtern derselben bekleidet,
was ihn dann auch veranlasste, bei Gelegenheit der ebenfalls im
Jahre 1448 erfolgten Einweihung der für beide Zünfte dienenden
Kapelle dieselbe mit einem grossen Gemälde auf seine Kosten zu
schmücken. Die Anordnung hat daher auch ein gewissermaassen
officielles Gepräge; die Familie des Stifters erscheint darin in naiver
Verbindung mit der des Herzogs als des Protectors der Zunft. In
der Mitte des Bildes liegt nämlich das Christkind in einem Strahlen-
kranze am Boden, umgeben von sechs anbetenden Gestalten; in der
oberen Hälfte des Kreises die Jungfrau Maria durch ihre milden
Züge, das lange, fliessende Haar und den Heiligenschein bezeichnet,
dann der Vater des Stifters, Johann van Ketelboetere, in der Amts-
tracht der Aeltermeister des Gewerbs und ihm zur Seite eine Frau
in turbanartiger Haube, ohne Zweifel seine Gattin, unten aber zwei
Engel und zwischen ihnen ganz mit dem Rücken dem Zuschauer zu-
gewendet, so dass man nichts von seinem Gesichte, sondern nur Mantel,
Haupthaar und die betend aufgehobenen Hände sieht, mutlimaasslich
der Stifter selbst, der sich diese demüthige Stelle angewiesen hat.
Im einfach gehaltenen landschaftlichen Hintergrunde entdeckt man
nächst der Jungfrau Ochs und Esel an der Krippe, dann die Hirten
auf dem Felde, endlich die Thürme von Jerusalem. Ganz in der
Spitze des Bogens sieht Gott Vater segnend auf dieae Gruppe herab,
neben ihm die Taube, von welcher Lichtstrahlen auf die Jungfrau
ausgehen, im Vorgrunde dagegen vier knieende fürstliche Gestalten,
auf der einen Seite Philipp der Gute und sein Sohn und Nachfolger
Karl, auf der andern Isabella von Portugal, die Gemahlin Philipp's
und Adolph von Cleve, ein naher Verwandter des Hauses, der hier
vielleicht nur der Symmetrie halber eine Stelle erhalten hat. Alle sind
in vollem Kostüm, die Herzogin in goldbrocatenem Kleide, die Herren
in Wappenröcken1). Der Name des Malers ist auf dem Bilde nicht
genannt, indessen steht es urkundlich fest, dass Jacob van Ketel-
boetere mit Nabor Martin sehr befreundet war, und dieser Umstand
in Verbindung mit jener archivalischen Notiz lässt nicht daran
zweifeln, dass es ihm zuzuschreiben ist2). Die Ausführung des Wand-
') Nachrichten der Entdeckung und Beschreibung des Bildes in den Bulletins
«e l'Acad. roy. de Belgique T. XXII. partie 1 p. 586, partie 2 p. 265 und in dem
Antwerpener Journal: De vlaemische school 1855 S. 68. Ausführlicheres nebst
«iner Abbildung bei de Busscher, Rech, sur les peintres Gantois S. 38. Wuuder-
lcher Weise hält der Verf. die Frau mit dem Turban, obgleich weder ihr Kostüm
ao<* der Mangel des Nimbus es gestatten, für die Jungfrau.
2) Die archivalische Notiz ist insofern nicht völlig ausser Zweifel, als sie auf
und der Fischer und wiederholt mit Ehrenämtern derselben bekleidet,
was ihn dann auch veranlasste, bei Gelegenheit der ebenfalls im
Jahre 1448 erfolgten Einweihung der für beide Zünfte dienenden
Kapelle dieselbe mit einem grossen Gemälde auf seine Kosten zu
schmücken. Die Anordnung hat daher auch ein gewissermaassen
officielles Gepräge; die Familie des Stifters erscheint darin in naiver
Verbindung mit der des Herzogs als des Protectors der Zunft. In
der Mitte des Bildes liegt nämlich das Christkind in einem Strahlen-
kranze am Boden, umgeben von sechs anbetenden Gestalten; in der
oberen Hälfte des Kreises die Jungfrau Maria durch ihre milden
Züge, das lange, fliessende Haar und den Heiligenschein bezeichnet,
dann der Vater des Stifters, Johann van Ketelboetere, in der Amts-
tracht der Aeltermeister des Gewerbs und ihm zur Seite eine Frau
in turbanartiger Haube, ohne Zweifel seine Gattin, unten aber zwei
Engel und zwischen ihnen ganz mit dem Rücken dem Zuschauer zu-
gewendet, so dass man nichts von seinem Gesichte, sondern nur Mantel,
Haupthaar und die betend aufgehobenen Hände sieht, mutlimaasslich
der Stifter selbst, der sich diese demüthige Stelle angewiesen hat.
Im einfach gehaltenen landschaftlichen Hintergrunde entdeckt man
nächst der Jungfrau Ochs und Esel an der Krippe, dann die Hirten
auf dem Felde, endlich die Thürme von Jerusalem. Ganz in der
Spitze des Bogens sieht Gott Vater segnend auf dieae Gruppe herab,
neben ihm die Taube, von welcher Lichtstrahlen auf die Jungfrau
ausgehen, im Vorgrunde dagegen vier knieende fürstliche Gestalten,
auf der einen Seite Philipp der Gute und sein Sohn und Nachfolger
Karl, auf der andern Isabella von Portugal, die Gemahlin Philipp's
und Adolph von Cleve, ein naher Verwandter des Hauses, der hier
vielleicht nur der Symmetrie halber eine Stelle erhalten hat. Alle sind
in vollem Kostüm, die Herzogin in goldbrocatenem Kleide, die Herren
in Wappenröcken1). Der Name des Malers ist auf dem Bilde nicht
genannt, indessen steht es urkundlich fest, dass Jacob van Ketel-
boetere mit Nabor Martin sehr befreundet war, und dieser Umstand
in Verbindung mit jener archivalischen Notiz lässt nicht daran
zweifeln, dass es ihm zuzuschreiben ist2). Die Ausführung des Wand-
') Nachrichten der Entdeckung und Beschreibung des Bildes in den Bulletins
«e l'Acad. roy. de Belgique T. XXII. partie 1 p. 586, partie 2 p. 265 und in dem
Antwerpener Journal: De vlaemische school 1855 S. 68. Ausführlicheres nebst
«iner Abbildung bei de Busscher, Rech, sur les peintres Gantois S. 38. Wuuder-
lcher Weise hält der Verf. die Frau mit dem Turban, obgleich weder ihr Kostüm
ao<* der Mangel des Nimbus es gestatten, für die Jungfrau.
2) Die archivalische Notiz ist insofern nicht völlig ausser Zweifel, als sie auf