346 Die deutschen Malerschulen des 15. Jahrhunderts.
Anschauung jener epochemachenden Werke und zu technischen St
dien nach denselben gelangte. Deutschland besass keine feinsinni«
Fürsten, welche die Kunst an und für sich liebten und begünsti 'P"
bei denen der fremde Künstler und seine Werke Aufnahme und8/11'
erkennung fanden. Während man in Italien schon zu Zeiten Johann'"
van Eyck Werke seiner Hand bewunderte, gingen die ältesten fla *
drischen Gemälde, die wir in Deutschland nachweisen können, schon
aus den Werkstätten Koger's und seiner Schüler hervor. Nun fi»j
lieh blieb es nicht aus, dass einzelne strebsame Gesellen sich auf
die Wanderung begaben, um an Ort und Stelle die neue Technik zu
erlernen und um 1450, ja zum Theil selbst einige Jahre früher, finden
wir und zwar in mehreren entlegenen Gegenden Spuren ihrer Kenntnis
Um 1460 gab es einzelne Deutsche, welche sich die flandrische Weise
so angeeignet hatten, dass man über den Ursprung ihrer Bilder
zweifelhaft sein konnte und bald darauf war die Technik der Oel-
malerei und ein gewisses Anschliessen an flandrische Weise allgemein
verbreitet. Allein nun verschwindet auch-jene völlige Gleichheit und
es machen sich stylistische Eigenthümlichkeiten geltend, welche die
deutsche Malerei im Ganzen und abgesehen von der Verschiedenheit
ihrer provinziellen Schulen von der flandrischen wesentlich unter-
scheiden. Zwischen dem ■ bewundernden Verständniss des fremden
Werkes und dem Schaffen in gleicher Weise ist eine weite Kluft; die
einheimischen Anschauungen, welche bei der blossen Betrachtung
ruhen und bei den ersten Versuchen der Nachahmung sich nur schüch-
tern äussern, machen sich demnächst unvermerkt mehr und mehr gel-
tend und drängen sich störend in die fremde Darstellungsweise ein.
Die Niederländer waren freilich nicht völlig Fremde, sondern
anvermischt deutschen Stammes; aber sie waren durch ihre Geschichte
anders geleitet wie die übrigen Deutschen. Während diese durch die
widerspruchsvollen Anforderungen ihrer politischen Stellung an an
Leben voll harter Kämpfe und greller Gegensätze, an scharfe Unter-
scheidung des Guten und Bösen und an derbe Aeusserungen da
Rüge und Abwehr gewöhnt waren, hatte bei jenen der durch die
Fruchtbarkeit des Bodens und durch glückliche Handelsunternehmun-
gen leicht erworbene Reichthum eine Sinnesart erzeugt, welche, au
ruhigen Genuss und auf Ausbeutung der gegebenen Verhältnisse ge-
richtet, nicht viel grübelte und sich in den Weltlauf fügte- D«^
Sinnesweise erhielt dann durch die ritterliche Sitte und die W«*
klugheit, welche der burgundische Hof aus Frankreich mitbrac» ,
eine vollendetere Ausbildung, die auch auf die Kunst Einfluss bat»
Die tiefste Grundlage dieser Kunst, das fromme, ahnende Naturget» i
Anschauung jener epochemachenden Werke und zu technischen St
dien nach denselben gelangte. Deutschland besass keine feinsinni«
Fürsten, welche die Kunst an und für sich liebten und begünsti 'P"
bei denen der fremde Künstler und seine Werke Aufnahme und8/11'
erkennung fanden. Während man in Italien schon zu Zeiten Johann'"
van Eyck Werke seiner Hand bewunderte, gingen die ältesten fla *
drischen Gemälde, die wir in Deutschland nachweisen können, schon
aus den Werkstätten Koger's und seiner Schüler hervor. Nun fi»j
lieh blieb es nicht aus, dass einzelne strebsame Gesellen sich auf
die Wanderung begaben, um an Ort und Stelle die neue Technik zu
erlernen und um 1450, ja zum Theil selbst einige Jahre früher, finden
wir und zwar in mehreren entlegenen Gegenden Spuren ihrer Kenntnis
Um 1460 gab es einzelne Deutsche, welche sich die flandrische Weise
so angeeignet hatten, dass man über den Ursprung ihrer Bilder
zweifelhaft sein konnte und bald darauf war die Technik der Oel-
malerei und ein gewisses Anschliessen an flandrische Weise allgemein
verbreitet. Allein nun verschwindet auch-jene völlige Gleichheit und
es machen sich stylistische Eigenthümlichkeiten geltend, welche die
deutsche Malerei im Ganzen und abgesehen von der Verschiedenheit
ihrer provinziellen Schulen von der flandrischen wesentlich unter-
scheiden. Zwischen dem ■ bewundernden Verständniss des fremden
Werkes und dem Schaffen in gleicher Weise ist eine weite Kluft; die
einheimischen Anschauungen, welche bei der blossen Betrachtung
ruhen und bei den ersten Versuchen der Nachahmung sich nur schüch-
tern äussern, machen sich demnächst unvermerkt mehr und mehr gel-
tend und drängen sich störend in die fremde Darstellungsweise ein.
Die Niederländer waren freilich nicht völlig Fremde, sondern
anvermischt deutschen Stammes; aber sie waren durch ihre Geschichte
anders geleitet wie die übrigen Deutschen. Während diese durch die
widerspruchsvollen Anforderungen ihrer politischen Stellung an an
Leben voll harter Kämpfe und greller Gegensätze, an scharfe Unter-
scheidung des Guten und Bösen und an derbe Aeusserungen da
Rüge und Abwehr gewöhnt waren, hatte bei jenen der durch die
Fruchtbarkeit des Bodens und durch glückliche Handelsunternehmun-
gen leicht erworbene Reichthum eine Sinnesart erzeugt, welche, au
ruhigen Genuss und auf Ausbeutung der gegebenen Verhältnisse ge-
richtet, nicht viel grübelte und sich in den Weltlauf fügte- D«^
Sinnesweise erhielt dann durch die ritterliche Sitte und die W«*
klugheit, welche der burgundische Hof aus Frankreich mitbrac» ,
eine vollendetere Ausbildung, die auch auf die Kunst Einfluss bat»
Die tiefste Grundlage dieser Kunst, das fromme, ahnende Naturget» i