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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 8): Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert — Stuttgart, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1297#0439
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Uebenviegen der handwerklichen Malerei. 353

dazu erforderliche saubere Ausführung Hessen sich eher erlernen
'' 1 wurden ein Kriterium der Kunst, das auch einem minder scharfen
l!Le auffiel und auch von der Mehrzahl der Besteller gefordert
\Urde. Die Aufgabe tiefer, psychologischer Auffassung und Schilde-
ling setzt dagegen eine seltenere Anlage voraus und wird unter den
Bänden des minder Begabten leicht zur Karikatur. Dazu kamen
dann aber in Deutschland die ungünstigen gesellschaftlichen Zustände
und die Folgen des zünftigen Betriebes der Kunst. Auch die bel-
gischen Meister bildeten Gilden und verschmäheten handwerklichen
Erwerb nicht, aber die Gunst und Anerkennung kunstliebender Fürsten
und Grossen gab ihnen eine bessere sociale Stellung und ein künst-
lerisches Ehrgefühl, ünsern deutschen Meistern fehlte jedes Entgegen-
kommen, jede ehrende Freigebigkeit; noch zu der Zeit und an dem
hervorragenden Beispiele Albrecht Dürer's sehen wir, in wie gedrückter
Stellung sie sich befanden, wie wenig selbst ein hochgesinnter Fürst,
wie Kaiser Maximilian und der Rath der Künstlerstadt Nürnberg
geneigt waren, sie zu ermuntern, ja selbst nur anständig zu bezahlen.
Ihre Besteller waren meistens Geistliche oder wohlhabende Bürger,
denen es nicht auf künstlerische Schönheit, sondern nur auf die Er-
füllung eines Bussgelübdes oder auf die Ausführung eines guten
Werkes ankam, die daher befriedigt waren, wenn die verlangten
Gegenstände in dem erforderten Goldglanze auf dem Altare prangten
und übrigens kleinlich um den Preis feilschten. Diesem entsprach
denn auch die Selbstschätzung der Meister, sie dachten nur an den
Erwerb, nicht an den Ruhm und die Ehre ihrer Kunst. Sie wiesen
keine Bestellung zurück und überliessen die schlecht bezahlten den
rohen Händen ungeschickter Gesellen. Selbst einem so weitberühmten
-Meister, wie Michael Wohlgemuth, war es gleichgültig, was aus seiner
Werkstatt hervorging, wie er sich denn auch gefallen Hess, wenn ein
vorsichtiger Besteller sich im Contracte die Aenderung oder Zurück-
nahme allzu „ungestalt" ausgefallener Tafeln ausbedang. Dieser
pbrikmässi8e Betrieb hinderte nicht, dass der Meister in einzelnen
Fällen, wo der Preis ihm gestattete, selbst Hand anzulegen und mehr
1'* darauf zu verwenden, Ausgezeichnetes leistete, aber er stumpfte
'ocn im Ganzen das Gefühl ab und machte es möglich, dass das
c amalige Publikum sich an Darstellungen gewöhnte, deren rohe und
"achlässige Behandlung die heutigen Beschauer abschreckt.

Die flandrische Kunst bildet in entschiedenster Weise eine einige
»de, wir unterscheiden in ihr wohl einzelne Meister, aber nicht
schiedene Provinzialschulen. In Deutschland blieben bei den be-

enden räumlichen Entfernungen auch solche Verschiedenheiten

ö<*naaso's Kunstgesd,. Till. 28
 
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