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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 8): Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert — Stuttgart, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.1297#0556
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._. Die oberdeutschen Schulen.

derungen und Verbesserungen. Sie lassen sogar noch den rein
einfacheren Faltenwurf der flandrischen Schule erkennen, ^JJ
die übrigen Bilder desselben Bandes mehr kurze Körperverhältniss
und scharfe und willkürlich gebrochene Gewandfalten zeigen. Unter de,6
Miniaturen des Missale aber sind einige, welchen bekannte Bilder des
Wolgemut zu Vorlagen gedient haben, und der Styl aller weist im
Unterschiede von jenem ersten Werke auf fränkische Schule hin So
dass man annehmen darf, dass ihm hier Vorbilder aus derselben vor-
schwebten. Originalität nahm er gewiss ebensowenig wie andre
Miniatoren in Anspruch, sondern nur das Verdienst sauberer und
gefälliger Ausführung, welches ihm denn auch im höchsten Grade
zuzusprechen ist, während seine Erfindungsgabe selbst in den Scher-
zen der ßandarabesken nicht sehr gross erscheint. Eine Schuleigen-
thümlichkeit konnte neben dieser Benutzung mannigfacher Vorbilder
kaum bestehen bleiben, und Furtmayr's Beispiel zeigt uns recht deut-
lich, wie durch die Kupferstiche und Holzschnitte, welche jetzt in
der Welt umliefen und sich zur Benutzung darboten, die Local-
schulen ihrer Auflösung und Vermischung entgegengeführt wurden1).
Besser als die Gemälde sind die Schnitzwerke der bayerischen
Meister; eine Madonna und Apostelfiguren in der Capelle zu Blutenburg
bei München, ein Kopf Johannis des Täufers in der Kirche von Pullach
an der Isar, eine heil. Anna zu Walkstadt unfern des Würmsee's
werden wegen ihrer zierlichen Schlankheit und feinen Ausführung
gerühmt2), und ein Hochrelief mit dem Tode der Maria, welches aus
dem Pfründenhause (dem jetzigen Spital) zu Ingolstadt in das Natio-
nal-Museum zu München kam, ist durch die edle Auffassung der
Jungfrau und die vortreffliche Charakteristik der Apostel ausgezeich-
net. Es kann nicht früher als am Ende des Jahrhundeits entstan-
den sein und ist augenscheinlich nicht auf Bewurf und Bemalung
berechnet, sondern schon im blossen Holze so meisterlich vollendet.

") Förster (Denkm. Bd. III. S. 1) ist geneigt, dem Furtmayr das unten nahe
zu erwähnende Oelbild der jugendlichen Maria mit dem Aehrenkleide im Katioifl -
museum zu München zuzuschreiben, allein gewiss mit Unrecht, wie Sighart a.
0. näher nachweist.

2) Schorn im Kunstbl. 1836, S. 8.
 
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