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Schudt, Ludwig
Italienreisen im 17. und 18. Jahrhundert — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 15: Wien, München: Schroll, 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.48523#0394
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Ansichten über die Kunst

semble que la simple idee de ce tableau equivaut un poeme entier . . .“; dem entsprach die malerische und
kompositionelle Ausführung des Ganzen, und er beschloß seine Betrachtungen mit den Worten: „Ce
tableau est a mon gre l’un des plus beaux qu’il soit possible de voir; un de ces tableaux faits pour etre
etudies, pour former le goüt & clever le genie.“5 Als Porträtist stand van Dyck in hohem Ansehen, seine
Bilder in Genua gehörten zu den bekanntesten Kunstwerken der Stadt.
Poussin hatte sein ganzes Leben in Rom verbracht und sich die beste Tradition der Römischen Schule so
sehr zu eigen gemacht, daß ihn die Italiener als einen der Ihren betrachteten0 und er der berühmteste
unter den in Rom tätigen französischen Malern wurde. Bereits Monconys, der ihn persönlich kannte und
im Atelier aufsuchte, widmete ihm Worte aufrichtiger Verehrung und war von der überragenden Bedeu-
tung seiner Kunst überzeugt'. Diese hohe Schätzung blieb bestehen und wir begegnen immer wieder dem
Nachwirken seiner künstlerischen Autorität, da häufig auf seine Aussprüche und Urteile in Kunstdingen
verwiesen wurde. Sein berühmtestes Bild in Rom war der Tod des Germanicus im Palazzo Barberini, eine
der größten Sehenswürdigkeiten der dortigen Sammlung, das ein tiefes Studium und eine eingehende
Kenntnis der antiken Kunst erkennen ließ und in Zeichnung und Komposition eine der vollkommensten
Arbeiten der „modernen“ Kunst darstellte8. Ähnliches galt für das Urteil Salomos im Palazzo Giusti-
niani, nach De Brosses eines der schönsten Bilder Roms9.
Claude Lorrain genoß auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei das gleiche Ansehen wie Poussin, wenn auch
die Würdigungen seiner Bilder — dem geringeren Interesse, das man der Landschaftsmalerei als solcher
entgegenbrachte, entsprechend — nicht so sehr ins Detail gehen. Das gleiche galt von Gaspar Dughet,
der häufig mit Claude verwechselt wurde und dessen Fresken in S. Martino ai Monti zu Rom schon bald
nach ihrer Entstehung als prachtvolle Beispiele klassischer Landschaften angesehen wurden“.
Das einzige Werk von Velasquez in Italien, das Porträt Innocenz’ X. im Palazzo Doria-Pamfili zu Rom,
galt von jeher als eine Meisterleistung11, der Richardson12 eine Betrachtung widmete, welche die
Charakteristika der malerischen Technik des großen Spaniers recht gut zum Ausdruck brachte. Er
beobachtete die nebeneinanderliegenden Pinselstriche, die untereinander nicht verschmolzen waren, und
vermißte dabei, sehr bezeichnend für seine Zeit, das künstlerische Urteil (jugement). Denn für seine
impressionistische, mit Farbwerten arbeitende Technik, die sich ganz nach der jeweiligen Eingebung
richtete, besaß man nun einmal wenig oder kein Verständnis.
Dürers Name war untrennbar von einer seltsamen Legende, die sich an ein kleines geschnitztes Holz-
relief mit der Darstellung von Adam und Eva im Dogenpalast zu Venedig knüpfte. Angeblich hatte er
diese Arbeit mit dem Taschenmesser gefertigt, als er im Gefängnis saß. Diese Erzählung, die zuerst bei
Zeiller vorkommt, wobei nicht zu entscheiden ist, ob sie von ihm erfunden wurde, kehrte regelmäßig bis
ins 18. Jahrhundert wieder und bildete offenbar einen nicht unwichtigen Bestandteil des Italienerleb-
5 Ich glaube nicht, daß Rubens sich jemals etwas Edleres und Poetischeres ausgedacht hat; die bloße Idee des Bildes scheint
mir einem ganzen Gedicht gleichzukommen . . . Dies Bild ist meiner Ansicht nach eins der schönsten, die man sehen kann,
ein Bild, das studiert werden soll, um den Geschmack zu bilden und die Erfindungskraft zu erhöhen. III, S. 63.
6 Richard III, S. XXXIV.
7 Monconys, Deutsche Ausgabe, S. 889. Er kaufte bei einem gewissen Salviati ein Bild von Poussin für 64 Pistolen, das der
Maler auf Anfrage als sein Werk erklärte. „Dieser Mann ist ein unvergleichlicher Maler und kommt dem Raffael in der
Zeichnung bei, übertrifft ihn aber in der Zeichnung und Ordinanz.“
8 Breval 1726, II, S. 303. Richardson, S. 266 ff. Bromley, S. 171: „one of the best pieces in Rome and worth 5000 Pistols.“
0 De Brosses II, S. 427. Über die Poussins in der Sammlung des Cav. del Pozzo Mabillon, S. 141, und Richardson, S. 311
bis 316.
10 D’Orbessan, S. 483.
11 De Brosses II, S. 455.
12 S. 562.

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