scher Zeit, z.B. am Aachener Ambo wie am Basler Antependium oder - in
der Buchmalerei - am Sakramentar Heinrichs II. Goldschmiedewerke
kommen dieser Vorliebe zur Ausgestaltung einer schimmernden Oberflä-
che mit überraschenden Effekten - von „deplazierten" weil umfunktiona-
lisierten „Leihgaben" aus anderen Stilepochen, bis hin zum Schockeffekt
des medusenartigen Viktorienkameo auf dem Basler Heinrichskreuz -
entgegen, da sie - anders als das sich selbst genügende Elfenbein - Ob-
jekte anderer Materialien rahmengleich in sich inkorporieren können. So
schmückt sich der Aachener Ambo mit Gefässen und Objekten verschie-
denster Provenienz und Funktion von römisch über alexandrinisch bis
fatimidisch, von Tasse zu Teller bis zur Schale; das Sakramentar bedient
sich einer Formensprache, in der stark orientalisierende teppichartige
Ornamentierungen den Gesamteindruck bestimmen. Durch weitere, von
Heinrich IL überproportional zahlreich gestiftete Goldschmiedewerke
könnten die Beispiele um ein Leichtes vermehrt werden.
Die auf der Situla herrschende freie Naturauffassung hingegen wurde auf
dem Basler Antependium zur mit Recht so genannten „byzantinisieren-
den" Blattranke512 umstilisiert. Dieselbe Entwicklung lässt sich im Übrigen
dort auch an der Figurenbildung ablesen, die sich stark an byzantini-
schen Elfenbeinwerken um 1000 orientiert.513 Das Motiv der Medaillon-
büsten, die für die Ikonographie der Werke aus dem Umkreis Heinrichs
IL so charakteristisch sind, findet sich ebenfalls zuhauf auf byzantini-
schen Elfenbeinen514, auch auf Emails. Interessant ist ausserdem die Art
der Arkadenbildung: sie tendiert ansatzweise zu einer Hufeisenform.
Heinrich IL schätzte offenkundig Orientalismen - in erster Linie jene der
zeitgenössischen Kunst in Byzanz: Ornamentalisierte Rankenüberzüge,
gelängte Figuren, wie auf den byzantinischen Elfenbeintafeln oder -
kästen, auf dem Deckel des Perikopenbuches Hess er byzantinische
Emails wiederverwenden, er liebte Teppichmusterung, orientalische
Tracht, durchaus auch Motive aus dem nicht-christlichen Nahen Osten
einbeziehend - und Exotismen: Fundstücke aus verschiedensten Kultu-
ren; und er legte Wert darauf, solche Formeln und Objekte in seine Stif-
tungen einzubeziehen. Die Werke, die in seinem Auftrag entstanden,
sind auf andere Weise heterogen als die Situla, die sich - abgesehen von
den an islamische Kunst erinnernden Partien im oberen Abschlussfries -
hauptsächlich an Werken der „klassischen Spätantike" und der späteren
westlichen Kunstproduktion orientierte.
Bei der Betrachtung der geschichtlichen Hintergründe der Programmatik
der Situla hat sich gezeigt, dass das darauf dargestellte ausgewogene
Verhältnis zwischen Papst und Kaiser besonders deutliche Affinitäten mit
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der Buchmalerei - am Sakramentar Heinrichs II. Goldschmiedewerke
kommen dieser Vorliebe zur Ausgestaltung einer schimmernden Oberflä-
che mit überraschenden Effekten - von „deplazierten" weil umfunktiona-
lisierten „Leihgaben" aus anderen Stilepochen, bis hin zum Schockeffekt
des medusenartigen Viktorienkameo auf dem Basler Heinrichskreuz -
entgegen, da sie - anders als das sich selbst genügende Elfenbein - Ob-
jekte anderer Materialien rahmengleich in sich inkorporieren können. So
schmückt sich der Aachener Ambo mit Gefässen und Objekten verschie-
denster Provenienz und Funktion von römisch über alexandrinisch bis
fatimidisch, von Tasse zu Teller bis zur Schale; das Sakramentar bedient
sich einer Formensprache, in der stark orientalisierende teppichartige
Ornamentierungen den Gesamteindruck bestimmen. Durch weitere, von
Heinrich IL überproportional zahlreich gestiftete Goldschmiedewerke
könnten die Beispiele um ein Leichtes vermehrt werden.
Die auf der Situla herrschende freie Naturauffassung hingegen wurde auf
dem Basler Antependium zur mit Recht so genannten „byzantinisieren-
den" Blattranke512 umstilisiert. Dieselbe Entwicklung lässt sich im Übrigen
dort auch an der Figurenbildung ablesen, die sich stark an byzantini-
schen Elfenbeinwerken um 1000 orientiert.513 Das Motiv der Medaillon-
büsten, die für die Ikonographie der Werke aus dem Umkreis Heinrichs
IL so charakteristisch sind, findet sich ebenfalls zuhauf auf byzantini-
schen Elfenbeinen514, auch auf Emails. Interessant ist ausserdem die Art
der Arkadenbildung: sie tendiert ansatzweise zu einer Hufeisenform.
Heinrich IL schätzte offenkundig Orientalismen - in erster Linie jene der
zeitgenössischen Kunst in Byzanz: Ornamentalisierte Rankenüberzüge,
gelängte Figuren, wie auf den byzantinischen Elfenbeintafeln oder -
kästen, auf dem Deckel des Perikopenbuches Hess er byzantinische
Emails wiederverwenden, er liebte Teppichmusterung, orientalische
Tracht, durchaus auch Motive aus dem nicht-christlichen Nahen Osten
einbeziehend - und Exotismen: Fundstücke aus verschiedensten Kultu-
ren; und er legte Wert darauf, solche Formeln und Objekte in seine Stif-
tungen einzubeziehen. Die Werke, die in seinem Auftrag entstanden,
sind auf andere Weise heterogen als die Situla, die sich - abgesehen von
den an islamische Kunst erinnernden Partien im oberen Abschlussfries -
hauptsächlich an Werken der „klassischen Spätantike" und der späteren
westlichen Kunstproduktion orientierte.
Bei der Betrachtung der geschichtlichen Hintergründe der Programmatik
der Situla hat sich gezeigt, dass das darauf dargestellte ausgewogene
Verhältnis zwischen Papst und Kaiser besonders deutliche Affinitäten mit
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