der Geistlichen sei von solchem Ausmass und von solcher Bedeutung,
dass sich dadurch eine herrscherliche Kunstproduktion erübrigte. Der
Seite des Herrschers wird vorwiegend der Part der materiellen Grundlage
zugebilligt, während die schöpferischen Leistungen in erster Linie auf der
Seite der geistlichen Stifter gesucht und gefunden werden. Für die Kir-
chenstiftungen, die einen Schwerpunkt in Weilandts Betrachtung ausma-
chen, dürfte das auch weitgehend zutreffen, weniger allerdings hinsicht-
lich von Kunststiftungen. Ebenso ist es zweifellos richtig, dass die Klöster
durch ihre Werkstätten künstlerisch von höchster Bedeutung waren.
Trotzdem schliesst das nicht aus, dass aus diesen Ressourcen um den
Herrscher herum eine Gruppe von Künstlern zusammengezogen wurde,
die für seine speziellen Intentionen tätig werden und von den am Hof
herrschenden Umständen - d.h. wechselnde Aufenthaltsorte und er-
reichbare Vorlagen im Schatz des Herrschers - profitieren konnten. Höfe
waren aber jedenfalls, wenn sie nicht in erster Linie als Orte künstleri-
scher Produktion wichtig waren, doch bedeutende Kommunikations-
räume, gewiss auch durch eigenen Kunstbesitz, und sind fraglos als fol-
genreiche Vermittler stilistischer und ikonographischer Einflusslinien an-
zusehen.
Eng verwandte Motive, die verschiedene Künstler parallel verwendeten,
weisen darauf hin, dass es so etwas wie einen zeitgemässen Formenvor-
rat gab, aus dem von verschiedenen Seiten geschöpft wurde. So konnte
es beispielsweise dazu kommen, dass Motive wie die Sonnen- und Mond-
Symbole auf geriffelten Scheiben oder die tordierte Rückansicht eines
Stehenden im verlorenen Profil sowohl durch den Echternacher Meister
auf seiner Kreuzigung vom Codex Aureus1™ (Abb. 69) wie auf der Kreu-
zigungstafel vom Einband des Bamberger Missale (Abb. 60)480 und im
Egbert-Codex481 im gleichen Zeitraum durch unterschiedliche Kunst-
handwerker verwendet wurden.
Es ist im übrigen höchst wahrscheinlich, dass viele der älteren Stücke,
die Heinrich IL in Bamberg in neue Kontexte hat eingefügt lassen -
meist wohl im Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Bamberg
und dem Dombau -, aus dem ottonischen Familienschatz stammen, der
auch immer wieder als Vorlagensammlung diente.
8. Otto III. oder Heinrich II.? Historische Hintergründe
Die stilistische Untersuchung hat für die Entstehung der Situla das letzte
Jahrzehnt des ersten Jahrtausends wahrscheinlich gemacht. Ausserdem
zeigte es sich, dass das im Zentrum der Situla-Ikonographie stehende
Verhältnis von Petrus, Papst und Kaiser in dieser Zeit auch von dem be-
106
dass sich dadurch eine herrscherliche Kunstproduktion erübrigte. Der
Seite des Herrschers wird vorwiegend der Part der materiellen Grundlage
zugebilligt, während die schöpferischen Leistungen in erster Linie auf der
Seite der geistlichen Stifter gesucht und gefunden werden. Für die Kir-
chenstiftungen, die einen Schwerpunkt in Weilandts Betrachtung ausma-
chen, dürfte das auch weitgehend zutreffen, weniger allerdings hinsicht-
lich von Kunststiftungen. Ebenso ist es zweifellos richtig, dass die Klöster
durch ihre Werkstätten künstlerisch von höchster Bedeutung waren.
Trotzdem schliesst das nicht aus, dass aus diesen Ressourcen um den
Herrscher herum eine Gruppe von Künstlern zusammengezogen wurde,
die für seine speziellen Intentionen tätig werden und von den am Hof
herrschenden Umständen - d.h. wechselnde Aufenthaltsorte und er-
reichbare Vorlagen im Schatz des Herrschers - profitieren konnten. Höfe
waren aber jedenfalls, wenn sie nicht in erster Linie als Orte künstleri-
scher Produktion wichtig waren, doch bedeutende Kommunikations-
räume, gewiss auch durch eigenen Kunstbesitz, und sind fraglos als fol-
genreiche Vermittler stilistischer und ikonographischer Einflusslinien an-
zusehen.
Eng verwandte Motive, die verschiedene Künstler parallel verwendeten,
weisen darauf hin, dass es so etwas wie einen zeitgemässen Formenvor-
rat gab, aus dem von verschiedenen Seiten geschöpft wurde. So konnte
es beispielsweise dazu kommen, dass Motive wie die Sonnen- und Mond-
Symbole auf geriffelten Scheiben oder die tordierte Rückansicht eines
Stehenden im verlorenen Profil sowohl durch den Echternacher Meister
auf seiner Kreuzigung vom Codex Aureus1™ (Abb. 69) wie auf der Kreu-
zigungstafel vom Einband des Bamberger Missale (Abb. 60)480 und im
Egbert-Codex481 im gleichen Zeitraum durch unterschiedliche Kunst-
handwerker verwendet wurden.
Es ist im übrigen höchst wahrscheinlich, dass viele der älteren Stücke,
die Heinrich IL in Bamberg in neue Kontexte hat eingefügt lassen -
meist wohl im Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Bamberg
und dem Dombau -, aus dem ottonischen Familienschatz stammen, der
auch immer wieder als Vorlagensammlung diente.
8. Otto III. oder Heinrich II.? Historische Hintergründe
Die stilistische Untersuchung hat für die Entstehung der Situla das letzte
Jahrzehnt des ersten Jahrtausends wahrscheinlich gemacht. Ausserdem
zeigte es sich, dass das im Zentrum der Situla-Ikonographie stehende
Verhältnis von Petrus, Papst und Kaiser in dieser Zeit auch von dem be-
106