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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0015
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Vorrede. xi

Grammaire Egyptienne. Als Bericht-Erstatter über ihn hatte ich ihm aber hierbei Schritt
vor Schritt zu folgen. — Bei der technischen Ausführung lag mir nur die Ueberwachung
des Schnittes ob. Es war nicht leicht, die Künstler an das möglichst strenge Anschmie-
gen au die Zeichnung zu gewöhnen, weil sie immer versucht waren, die uncorrecte Dar-
stellung anatomischer Verhältnisse, deren sich die Aegypter bekanntlich selbst schuldig
machten, eigenmächtig zu verbessern und überhaupt bei der Auffassung der Figuren ihre
eigne Phantasie mit in's Spiel zu bringen. Wiewohl ich mir in der Billigung eines an-
gefertigten Stempels die grösste Strenge zum Gesetze machte, so konnte ich dieses Gesetz
doch flieht immer walten lassen. Schnitt und Guss erfolgten nämlich während des Satzes
und Druckes. Durch zu oftes Zurückweisen eines verfehlten Stempels ward natürlich der
ohnehin im Anfange äusserst langsam vorschreitende Satz nur noch mehr aufgehalten, und
ich musste bisweilen, um nicht dem Fortgange des Ganzen ernste Gefahren zu bereiten,
im Einzelnen, wie man zu sagen pflegt, fünf gerade sein lassen. Dass der braven Officin
das Blut manchmal unruhig zu werden begann, durfte ich ihr nicht übel nehmen, denn
es zeigten sich im Verlaufe eines so umfassenden Unternehmens Schwierigkeiten, au
welche Anfangs Niemand gedacht hatte. An dem Misslingen dieser und jener Figur war
aber nicht immer der Stempel-Schneider Schuld. Hier und da mag der durch die Mater
bedingte Guss nicht stets nach Wunsche erfolgt sein. War aber auch Stempel, Mater und
Guss gelungen, so hielt mit ihnen der Druck nicht fortwährend gleichen Schritt. Eine
und dieselbe Hieroglyphe zeigte sich unter der Hand verschiedener Drucker (vermöge der
Behandlung der Farbe und des Unterlegens) beträchtlich verschieden. Endlich war es
aber nicht bloss die Geschicklichkeit des Druckers, welche die Hieroglyphen, um mit dem
Drucker zu reden, besser kommen Hess, sondern auch der längere Gebrauch derselben.
Durch den letztern nämlich wurden die Figuren abgeschliffen und erschienen später ungleich
schärfer als wie zu Anfange, wo namentlich manche derselben sich gleichsam in der Mau-
ser zu befinden scheint. Daher ist es unstreitig auch mit gekommen, dass der letzte Hie-
roglyphen-Druck in meinem Buche (Anhang I.), wo die Hieroglyphen-Schrift am Stärksten
angewendet worden ist, unseren Anforderungen am Meisten entsprochen hat. Der Beur-
theiler hat in dem Drucke dieser sieben Bogen die beste Gelegenheit zu prüfen, wie weit
es der Nies'schen Officin gelungen ist, den Wiederabdruck von Champollion's grössten
Werke auszuführen. Diejenigen seltener vorkommenden Hieroglyphen, gegen deren richtige
Zeichnung ein gegründeter Zweifel obwaltete, durften nicht als Stahl-Stempel geschnitten
werden. Ihre Darstellung wurde entweder durch die Zurichtung einer ähnlichen hierogly-
phischen Type, oder wo diess nicht anging, durch einen eigens für sie angefertigten Blei-
Stempel bewirkt. Auf dieselbe Weise war bei dem Ausdrucke der von den Originalen
selbst dargeboteneu Verstümmelungen zu verfahreu.
 
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