Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0593
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
von Champollion.

539

noerteareoa und überhaupt die Vocale H und £2 yoci/j/nara fieyula nannte 1). Wenn Liscovius in
jenem IloaaScov für üoaeSav_<ih\G\\ Beweis zu finden glaubte 2), dass in dein El zu Piatons Zeit
das E neben dem I wie E- I geklungen habe, so verkannte er ganz die Natur des altgriechischen
E in dem über Piaton hinaus liegenden ÜO^EJOIV, welches eben nicht bloss den Laut des E,
sondern auch zugleich den eines breiten und namentlich den das Iota an Breite übertreffenden
1=11 besass.

Ueber diesen zweifachen Laut des E darf sich Niemand weniger verwundern als der Deut-
sche, indem der grösste Theil der altdeutschen Sprachen 3) gleichfalls ein E mit dem Inhalte des
E und I und zwar ohne alle graphische Unterscheidung der beiden Laute besass (Grimm bezeich-
net das Deutsche E—I durch e). Dieses ältere Deutsche E- mit 1-Laute hat sich später häufig in E und I
verloren, ist aber auch oft in die Schreibart IE, das wahre Seitenstück des Griechischen EI über-

1) Platon. Cratyl. p. 427. ro 6' av a tw ntyalm aneöoyxe xai ro> fiijxu ro i], ort fieyaXa ra yQapftura. Mau sielil hier
den Grund, wesshalb das Sl im Gegensat/, gegen das 0 fiixQov den Beisatz ro (itya führte. Es geschah, um seine innere
Grösse (seine Tonlüuge), nicht um seinen äussern Umfang (p. 523. no. 4.) vor dem 0 bemerklich zu machen.

2) Liscov. Ueb. d. Aussprache des Griech. p. 66. „Wo ist nun die Verschönerung, oder Zierlichkeit, die durch
Zusatz des E entstehen soll? Etwa bloss in dem unausgesprochenen, todten Schrift/eichen? Diess wird Niemand im
Ernste behaupten wollen. Was bleibt daher übrig? Dass das E als ausgesprochenes, dem I zugesetzt; folglicli EI wie
E—I ausgesprochen wurde. Und dieser Zusatz konnte wohl, als Vermehrung der Fülle, den Griechischen Ohren angenehm
sein. Hrhmogrnes JJcqi nefivorrjroq (um 99 nach Chr.). Kai Qntfivorijrog Xt£ei<; ewi) al ratq fiaxQaiq re xai dKp&oyyotq
nXcoru^ovoai, xai al r« rcX.evraia tv ravraiq exovaai, nXrjv n/q ei äiqOoyyov. xat ei xatf avro de to i ri&oiro, ijxiora oe/i-
*>p> noici rr\v lt£w nXtova'^ovaav' ovoxtXXu yaq (taX.Xov xai acarjQivai noiti. dioyxci äe oväafioiq ro oxo/ia — sagt ausdrücklich,
dass das i dem u an VoIItönigkeit nachstehe". — Liscovius Iiess sich durch Platon irre führen, der allerdings die Paläo-
Sraphie hier zu weuig berücksichtigte. Denn wenn es einst eine Zeit gab, in welcher der Laut des. EI durch das E ge-
schrieben wurde, so konnte in ihr das magere I auch nur durch das vollere E (71) zu jener evnQtneia erhoben werden.
Demnach war in der jungem (Schreibart EI für E nicht das E, sondern das I ein späterer Zusatz, um eiue Verwechselung
mit dem E-Laute des E vorzubeugen uud den alten JJ-Laut deutlich hervor treten zu lassen. Dass I bildete hier in Wahrheit
nur ein orthographisches Zeichen auf dieselbe Weise, wie das 0 in dem Böotischen OY nicht etwa einen neuen Laut zu
dem Y hinzufügte, sondern nur den alten U-Laut des Y klarer zum Vorsehein brachte (vgl. oben p. 503. no. 3.). Atov
de tax wqrijoai, sagt SCHOL. in Dioxvs. Gram. Bekk. Anecd. Gr. II. p. 779., ei aqa ro o, ro irnoxid-efierov naqa Bonoxoiq
rov v, dura/uv e^ei axoixeiov. Kai eariv eineiv bxi ovx c/el ävrantv axoi/ttov , aXXa yfroyyoq fiorov torir. oxi yaQ ovx e/ei
äwaniv oroi/eiov, ihjXov, ciye nQOien/Ofierov rov v rov avrov xqovov fvX.axxti. xai yaq (»aneq ro xvrt; avveoxaX/itvov ex" ro
v, oi'r« xai ro xovveq ovvtaxaXfitvijv f/M ZTjV xov ovXXußtjV. Es behielt aber nicht bloss dieselbe Tonlüuge, sondern auch
denselben Laut.

3) Grimm Deut. Gram. I. p. 78. fgg. althochdeutsches e, p. 203. altsächsisches e , p. 220. 240. angelsächsisches e,
p. 2S2. altnordisches e, p. 332. mittelhochdeutsches e, p. 469. mittelniederländisch e, p. 508. mittelenglisch e, p. *81. neu-
hochdeutsches e. Wohl zu beachten, ist auch im Deutschen das «jünger als das i, daher auch im Gothischen i für das S
des Althochdeutschen (l. I. p. 81. _ 83-). \n dem Althochdeutschen wieder schwanken einige Pofcmen nach Verschieden-
heit der Denkmähler z. B. seif (navis), seif, die alten Kunenuamen haben noch gibu statt des spätem .</«''"< Monom), eben
so wechseln wissa und ivessa (seivit) etc., in gewissen Flexionen und Ableitungen tritt das alte i hervor, wie oben heim
§ angemerkt worden ist, es mag Position iu dem Wort sein oder nicht, eben so bleibt in den Ablauten midun, rittin,
scinum etc. das i stets unversehrt und geht nie in e über. p. 226. — Wie im althochdeutschen kehrt auch im Angelsäch-
sischen der alte i-Laut zurück, vgl. brecan, briedh; stelan, ««WA; veder, Getnderu; rSn (pmvia) rdnan pluere. — Die
Schreibart ie für e ist im Ganzen noch sehr selten. Am häufigsten zeigt sie sich im Angelsächsischen. Man höre darüber
Gkimm l. I. p. 241.: (IA, IE, O) diese Doppellaute können gänzlich übergangen werden, da sie nur mundartisch für andere
verschiedene Laute hin und wieder gesetzt sind und die Vocalreihe, ohne sie ins Spiel zu bringen, vollständig abgeschlos-
sen wird. Indessen bestätigen sie theils meine nähere Bestimmung des e durch e, theils verdienen sie darum Erwähnung,
weil sie schon in den ältesten Denkmählern neben der üblichen Form bejnerklich, wahrscheinlich also Spuren des früheren
Zustaudes sind. . . . Häufiger als IA findet sich IE und zwar a) für e, als yield (debitum), yieldan (solvere) giet (adhuc),
giena (Herum), cieste (arca) etc., in allen diesen Wörtern wird gewöhnlich e oder So, oft auch y geschrieben". Also t
war hier ein i piugius.

68 *
 
Annotationen