Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0711
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von Champollion.

657

semantischen und einsylbigen vocalisehen Stammen (mit Ausnahme von 5TT) as wie ^T^tT väcas vo-

ces voncn^CcfT^) vdc, f^<T^ striyas feminas von ffT sM,V&P^b'livas feiras von ^b'ü, und an
inehrsylbigen vocaiisch auslautenden Stämmen nur s mit unterdrücktem u, wesshaib der kurze End-
vocai des Stammes verlängert worden sei wie ETTcfttT^ prüis aus prityäs und cT^L '»"»s aus lanv-
as. Dagegen ist Herr Bopp abgeneigt den Femininen das plural-accusativische n zukommen
zu lassen, woran ich ihm jedoch nicht beistimmen kann. Denn erstens zeig t die 3t. Fers. plur. der
Verba im Skr. und in den am Nächsten mit ihm verwandten Sprachen zu deutlich, dass das n den
Charakter des Plurales selbst bildet. Als solcher aber muss das n den Femininen so gut wie den
Masculinen, ja im Grunde selbst den Neutris zukommen und in der Thai führen auch die Neutra
des Skr. im Nominat. und Accusat. des Plural ein n vor dein geschlechtslosen ScKIiiss-i wie clTR"
id-n-i ea, yä-n-iquae, ^TFT kd-n-i quäe?, ^HTFT dünd-n-i dona, c(J^J% vdri-n-i ma-
rin, R^T-f mad'ü-n-i fie&va, etc. Allein dieses n wird mit vollem Bechte von Hr. B0pp für ein
euphonisches gehalten 2). Für das gemeingeschlechtliche u des Plurales zeugt zweitens die Semit.

1) Bopp Vergl. Gram. p. 275. „Weibliche Stämme mit schliessendem Vocal folgen im Skr. der Analogie der
eonsonaiHischeu Stämme ; doch mit Unterdrückung des a, also s für as oder Tis („es leidet kaum einen Zweifel, dass diese
Form (as) sich ursprünglich auch auf mehrsylbige Stämme erstreckt habe, denn dafür spricht ausser dem Griech. theil-
weise auch das Zeud (§. 238.), so -wie der Umstand, dass im erhaltenen Zustande der Skr. Sprache überhaupt der Accus,
pl. eine Neigung sich zu schwächen zeigt, und so gleichsam dem herrschenden Nominativ demüthiger gegenüber zu ste-
hen") ; auch mögen sie wohl niemals ns gehabt haben, denn sonst würde daraus wie beim Masc. ein blosses n geworden
sein; auch geziemt dem weibl. Geschlecht eher das wohlklingendere Ionische a als n. Ueberhaupt stossen die Skr. Femi-
nina auch au anderen Stellen der Gram, das n von sich, welches .Masc. und Neutr. anfügen (§. 133.). Zudem setzt auch
das Goth. bei weibl. o-Slümmeu kein ns, sondern z. B. thüs = (TRT scheint reine Mitgift aus Urväter-
liebem Hause ; und wenn die weiblichen i und «-Stämme im Gothischen durch Formen wie ins und uns sich ihren Män-
nern gleich stellen, so mag diess als eine Geschlechtsverläugnuug angesehen werden, oder als eine Verführung durch
das Beispiel der Männer'4.

2) Nämlich die Neutra auf $ i, 3 " lllld 31 ri schieben den Nasal vor allen vocaiisch anfangenden Endungen
auch im Singular ein wie z. B. Dat. qTT^ll|| vdrinu, i^qf^T mad'una, Geuit. qTf^T[]tr^ vftrinas, Jp^FH^ mad'una«

von qjf^ väri, mud'n. Ia dieses euphonische n schlägt sich selbst an den Dat. sing, der mit kurzen Vocalen endi-
genden Masculinarstämme, wie cpf^J vrkaina, ^*T'!T sthiunä. Da uns nun aber Hr. Bopp (/. l. p. 188.) belehrt, dass

die Veda's noch Leberreste von Bildungen ohne das euphonische n besitzen wie z. B. fq^tTI' sva//iia;/-a für ^UJJ
svajmai-n-a, *^<TT «*iHi Höf S^IJi'f ururn-S, so werden wir dadurch wohl auf denselben Bildungsgang hingew iesen,
weicher am Stärksten in der Goth. Declin. zum Vorschein kommt. Während nämlich die Goth. starken Mascul. uns die
Accus, pl. uns, uns, ills> die starken Femiu. die Accus, pl. uns, ins darbieten, so geben die schwachen Mascul. nicht nur
die Accus, pl- <ms und die schwachen Femin. 6ns und eins, sondern sie fügen auch ihren sämmtllchen Casus der Ein- und
Mehrzahl eiu uicllt wuiv.elhaftes n bei, wesshaib sie eben bei Grimm den Namen der schwachen Formen erhalten haben.
Die Zuneigung dem euphonischen n inusste natürlich diese Formen das »i da beibehalten lassen, wo sie es bereits in
den starken Casus vorfanden, so dass das herüber genommene n materiell dasselbe blieb, was es war, formell jedoch sich
wesentlich veränderte, indem es seinen alten Pluralitätscharakter ablegte und eine bloss euphonische Bedeutung annahm.
Auf dieselbe Weise würden wir also in dem Nominat. und Accusat. pl. der Neutra mad'uni, varini so wie in dem Genit.
pl. -n-am der vocaiisch endigenden Mascul., fem. und Neut. (Bopp I. p. 284.) ein ehemals pluralisches und ein späterhin
bloss euphonisches, in dem Singui. mad'una, värinä aber ein lediglich euphonisches n wahrnehmen. Allein eiue solche
Ansicht der Sache verbietet meines Krachtens unbedingt die Stellung des n vor dem Vocale des Casussuffixes, da es, aua-
log dem plur. ans nach demselben stehen miisste. (Vgl, Tl.ah Tl¥.0() rtv-fts und sein etymologisches Verhältniss zu qo-is,
Skr. ki, fco»). Die plural. Stellung würde allerdings das Zeud dem n in seinem Gcnit. pl. ahm einräumen. Da jedoch

S3
 
Annotationen