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ERSTER ABSCHNITT • JOHANN GEORG I

Altertumsmuseum zeigt. 1684 wurden dann nach Klengels Angaben die Außen-
werke stärker entwickelt, 1704—1706 mit Ravelins versehen.
DIE KUNST
Von dem italienischen Einfluß, der im katolischen Süden die Hauptbauten
wie den Salzburger Dom Santino Solaris von 1614 bis 34 und Giovanni Marinis
Waldsteinhalle in Prag von 1629 auszeichnet, ist naturgemäß im Norden Deutsch^
lands nichts zu spüren. Daß die Kunstkammer, obwohl sie um diese Zeit kaum
weiter ausgebildet wurde, noch immer das Interesse der Reisenden erweckte,
zeigt die Reise die der Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer als Mitglied einer
Gesandtschaft der Stadt Augsburg im Herbst 1629 nach Dresden machte, um
den Kurfürsten zu bitten, dem Kaiser gegenüber die Freiheit der evangelischen
Religionsübung zu vertreten. Mehr als einen Monat hielt sich die Gesandtschaft
dort auf,- obwohl Hainhofer schon 1617 auf seiner Rückreise von Stettin, wohin
er den berühmten Pommerschen Kunstschrank gebracht hatte, in Dresden gewesen
war, benutzte er die Zeit um alle wichtigen Gebäude nochmals eingehend zu
besichtigen278). Von den Anfängen einer Gemäldesammlung, wie sie Kaiser
Rudolf in Prag begründet hatte, konnte überhaupt noch keine Rede sein. Nach
dem Kunstkammerinventar von 1640 kamen wohl einige Kleinplastiken hinzu:
von Adriaen de Vries ein Metallguß der Venus mit Adonis, von Giovan Bologna
der Merkur und Nessus mit Dejanira (jetzt in der Skulpturensammlung), drei
liegende Gestalten von Michelangelo in Terrakotta,- im übrigen ist nur ein kunst-
voller Tisch von Theodosius Häsel <im Histor. Mus.) und ein Holzmodefl des
Schlosses mit abnehmbaren Geschossen vom Baumeister Christian Triebel zu
erwähnen. Dann trat ein fast völliger Stillstand ein.
KUNSTERZEUGNISSE
Wie die Anfänge der Regirung Johann Georgs, trotz allen Niedergangs der
Kunst, ein Werk von einzig dastehenderBedeutung aufzuweisen hatten, dasTauf-
becken des Wettinischen Hauses von dem Dresdner Goldschmied Daniel Keller^
daler aus den Jahren 1613 — 1615, so ist auch das nachfolgende Jahrzehnt durch
eine Arbeit desselben Künstlers ausgezeichnet, die alle uns erhaltnen Erzeugnisse
der Zeit an Reichtum, Pracht und Gefälligkeit der Komposition wie an Leichtig-
keit,Freiheit und Geschmack der Durchführung weit überragt: das großeRosen^
Wasserbecken von 1629 <Abb. 14 im Führer des Grünen Gewölbes, und hier
Taf. 83 in einer Teilaufnahme). Gleich dem durchaus den gleichen Geist atmenden

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