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Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde (Band 2): Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst — München, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.1300#0037
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32

Fünftes Hauptstück.

und abgebildet von Steinbüchel, Welker, Dubois Maisonneuve
und anderen.1
Dagegen sind cylindroide Gefässe im Orient von jeher sehr
beliebt gewesen und bilden sie z. B. noch jetzt die Mehr-
zahl der chinesischen Prachtvasen. Lire Form macht sie auch
zu Blumentöpfen vorzüglich geeignet.
c) Unter den Trinkgeschirren tritt dieses Gefäss in seiner
deminutiven Form als Becher (gobblin) auf, und bildet es
durch alle Zeiten und überall ein vielbenütztes Motiv für die
Goldschmiede; doch wird den Trinkgeschirren später ein beson-
derer Paragraph gewidmet werden, worauf hier verwiesen wird.
§. 96.

6) Das schlauehartig geformte Reservoir. (Aryballos, Alabastron, Sinus pera,
perula, Ampulla, Capula.)


Situla.

Der älteste und accentuirteste Ausdruck dieses schlauchartigen
Gefässes ist die bereits oben angeführte Situla der Aegypter.
Bei den Griechen, Etruskern und Römern
wird diese Form nicht als Wassereimer son-
dern als Salbgefäss die typische. Das schlauch-
ähnliche Salbgefäss wird daher auch dem kost-
baren Inhalte wohlriechender Oele entsprechend
Gegenstand der Goldschmiedskunst und der
Glyptik (Steinschneidekunst). Die schönsten
antiken Vasen aus geschnittenem Steine, Achat,
Onyx, Glas, sind dieser Form angehörig: z. B.
die berühmte Onyxvase von Wolfenbüttel, die
Beust'sche Vase in Berlin, zahlreiche in Glas-
paste vollendete Gefässe dieser Art in den
Museen. Selten sind antike irdene Salbgefässe
wie das von Stackelberg auf Tab. XXXV mit-
getheihte, welches hier als Beispiel dieser Ge-

fässform beigefügt wird. —
Als Thränengefäss findet es sich in Gräbern vornehmlich in

1 Steinbüchel Sappho und Alkaios. Wien, 1822. Fol. — Welker, alte
Denkm. II. Taf. 12, 21. 22. Dub. Maisonneuve introd. 81. Siehe beistehenden
Umriss dieses Gefässes, Höhe 19,7 Durehm. 14,2.
 
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