Fünftes Hauptstück. Keramik.
A. Aestlietisch-Formales.
§. 88.
Einleitung.
Unsere Sprache ermangelt eines allgemeinen und umfassenden Aus-
drucks für alle Künste, deren gemeinsame materielle Grundlage, deren
Urstoff; wenn es erlaubt ist; sich so auszudrücken; der Töpferthon ist;
welcher bildsam weichen Masse Form und Gestaltung zu ertheilen, sie
dann durch Erhärtung zu festen, die gleichfalls gemeinsame Urtechnik
dieser Künste ward.
Das griechische Wort Plastik; welches sich bei uns einbürgerte;
umschliesst nur solche Fälle; bei denen diese Urtechnik für bildliche
Darstellung angewandt wird, es schliesst z. B. die eigentliche Töpferei;
nach der Bedeutung; die wir jenem Worte geben; nicht in sich ein.
Noch beschränkter ist der Begriff; der sich an das letztere Wort;
Töpferei; knüpft; unter der wir nur das eigentliche rein zweckliche
und industrielle Topfmachen verstehen.
Der als Ueberschrift dieses fünften Hauptstücks gewählte Ausdruck
hat gleich dem Worte Plastik den Nachtheil eines Fremdwortes; sogar
den schlimmeren eines nicht eingebürgerten und preziös klingenden Fremd-
wortes; und ist dabei genau betrachtet nicht weniger spezifisch als die
beiden vorhergenannten; denn während Plastik auf die Procedur des
Bildens; und Töpferei auf den praktischen materiellen Zweck; der zuerst
dazu aufforderte; hinweist; erinnert Keramik zunächst nur an den zu
behandelnden Stoff; nämlich an den Thon (xspapoe), der in derjenigen
Technik; von welcher nun zu sprechen sein wird, am frühesten in An-
Semper, Stil. II. 1
A. Aestlietisch-Formales.
§. 88.
Einleitung.
Unsere Sprache ermangelt eines allgemeinen und umfassenden Aus-
drucks für alle Künste, deren gemeinsame materielle Grundlage, deren
Urstoff; wenn es erlaubt ist; sich so auszudrücken; der Töpferthon ist;
welcher bildsam weichen Masse Form und Gestaltung zu ertheilen, sie
dann durch Erhärtung zu festen, die gleichfalls gemeinsame Urtechnik
dieser Künste ward.
Das griechische Wort Plastik; welches sich bei uns einbürgerte;
umschliesst nur solche Fälle; bei denen diese Urtechnik für bildliche
Darstellung angewandt wird, es schliesst z. B. die eigentliche Töpferei;
nach der Bedeutung; die wir jenem Worte geben; nicht in sich ein.
Noch beschränkter ist der Begriff; der sich an das letztere Wort;
Töpferei; knüpft; unter der wir nur das eigentliche rein zweckliche
und industrielle Topfmachen verstehen.
Der als Ueberschrift dieses fünften Hauptstücks gewählte Ausdruck
hat gleich dem Worte Plastik den Nachtheil eines Fremdwortes; sogar
den schlimmeren eines nicht eingebürgerten und preziös klingenden Fremd-
wortes; und ist dabei genau betrachtet nicht weniger spezifisch als die
beiden vorhergenannten; denn während Plastik auf die Procedur des
Bildens; und Töpferei auf den praktischen materiellen Zweck; der zuerst
dazu aufforderte; hinweist; erinnert Keramik zunächst nur an den zu
behandelnden Stoff; nämlich an den Thon (xspapoe), der in derjenigen
Technik; von welcher nun zu sprechen sein wird, am frühesten in An-
Semper, Stil. II. 1