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Neuntes Hauptstück.
Neuntes Hauptstück. Stereotomie (Steinkonstruktion).
A. Zwecklich-Formales.
§• 161.
Einleitung.
Nach dem dritten Paragraphen des ersten Bandes über die vier
Kategorien der technischen Künste fallen alle diejenigen unter ihnen in
das Gebiet der Stereotomie, deren technische Aufgabe in der Verwerthung
solcher Rohstoffe besteht, die wegen ihres festen, dichten und homogenen
Aggregatzustandes dem Zerdrücken und Zerknicken starken Widerstand
leisten, also von bedeutender rückwirkender Festigkeit sind, die sich
durch Abnehmen von Theilen der Masse zu beliebiger Form bearbeiten
und in regelmässigen Stücken zu solchen festen Systemen zusammenfügen
lassen, wobei die rückwirkende Festigkeit das wichtigste Prinzip der
Konstruktion ist.
Nach dieser Definition ist das Gebiet der Stereotomie ein sehr
weites, fast generelles, das beinahe für alle denkbaren, räumlich-formalen
Zwecke anwendbar ist. Die Steinmauer und die Mosaikdecke, beides
Werke der Stereotomie, fallen zugleich in das Gebiet derjenigen ausge-
dehnten und wichtigen Technik, die den Stoff des ganzen ersten Bandes
dieser Schrift ausmacht; die Glyptik (Kunst des Steinschneidens) führt
die Stereotomie in den Bereich der Keramik. Der hellenische Marmor-
tempel ist Stereotomie nach den Grundsätzen der Tektonik; die Bild-
hauerei in Marmor und Elfenbein, die Toreutik (Metallcälatur), die Skalptur
(Gemmenschneidekunst) und alle anderen Bildnereien aus harten Stoffen
stehen in nahen stilistischen Beziehungen zu der Plastik, zu der Empaistik,
zu den Künsten des Metalltreibens und des Metallgiessens. 1 In allen ist
die Stereotomie genau betrachtet nur eine sekundäre Technik, d. h. die
Stoffe, deren sie sich bedient, sind nicht diejenigen, durch welche zuerst
1 Ueber das Verhalten der Bildschnitzerei zu der Plastik und Kunst des Trei-
bens, das vielleicht ein unabhängigeres ist, als hier angenommen wurde, siehe den
Artikel Toreutik in der Metallotechnik.
Neuntes Hauptstück.
Neuntes Hauptstück. Stereotomie (Steinkonstruktion).
A. Zwecklich-Formales.
§• 161.
Einleitung.
Nach dem dritten Paragraphen des ersten Bandes über die vier
Kategorien der technischen Künste fallen alle diejenigen unter ihnen in
das Gebiet der Stereotomie, deren technische Aufgabe in der Verwerthung
solcher Rohstoffe besteht, die wegen ihres festen, dichten und homogenen
Aggregatzustandes dem Zerdrücken und Zerknicken starken Widerstand
leisten, also von bedeutender rückwirkender Festigkeit sind, die sich
durch Abnehmen von Theilen der Masse zu beliebiger Form bearbeiten
und in regelmässigen Stücken zu solchen festen Systemen zusammenfügen
lassen, wobei die rückwirkende Festigkeit das wichtigste Prinzip der
Konstruktion ist.
Nach dieser Definition ist das Gebiet der Stereotomie ein sehr
weites, fast generelles, das beinahe für alle denkbaren, räumlich-formalen
Zwecke anwendbar ist. Die Steinmauer und die Mosaikdecke, beides
Werke der Stereotomie, fallen zugleich in das Gebiet derjenigen ausge-
dehnten und wichtigen Technik, die den Stoff des ganzen ersten Bandes
dieser Schrift ausmacht; die Glyptik (Kunst des Steinschneidens) führt
die Stereotomie in den Bereich der Keramik. Der hellenische Marmor-
tempel ist Stereotomie nach den Grundsätzen der Tektonik; die Bild-
hauerei in Marmor und Elfenbein, die Toreutik (Metallcälatur), die Skalptur
(Gemmenschneidekunst) und alle anderen Bildnereien aus harten Stoffen
stehen in nahen stilistischen Beziehungen zu der Plastik, zu der Empaistik,
zu den Künsten des Metalltreibens und des Metallgiessens. 1 In allen ist
die Stereotomie genau betrachtet nur eine sekundäre Technik, d. h. die
Stoffe, deren sie sich bedient, sind nicht diejenigen, durch welche zuerst
1 Ueber das Verhalten der Bildschnitzerei zu der Plastik und Kunst des Trei-
bens, das vielleicht ein unabhängigeres ist, als hier angenommen wurde, siehe den
Artikel Toreutik in der Metallotechnik.