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Fünftes Hauptstück.

Ornament des untersten (französisch le culot genannten) Theiles des
Kessels.
Zwischen dem culot und dem Astragal liegt folgerichtig noch
zuweilen ein mehr oder weniger entwickelter Ringfuss. (Siehe das Bei-
spiel eines Kraters auf S. 16 oben.)
Wie der Ursprung der zusammengesetzten Kraterform der cam-
panischen Vasen, die auch für die grossen bacchischen Gefässe aus
Stein \ welche den üppigen alexandrinischen und römischen Zeiten ange-
hören., die gewöhnliche ward, ein rein technischer ist, indem faktisch ein
ganz unabhängiger Krater von einer befussten
tiefen Schale aufgenommen wird, wie das Ei von
demEierbecher, zeigt umstehendes (s. vor. S. rechts)
Beispiel eines uralten Bronzegefässes, bei dem die
genannten beiden Bestandtheile des Systemes, das
die Vase bildet, vollständig getrennt sind. Gleiche
utilitarisch-technische Vorgänge verrathen auch
alle anderen Kombinationen der Vasenkunst, welche
letztere in ihren besten Zeiten so wenig wie
möglich von dem naturwüchsigen Motiv sich zu
entfernen bestrebt ist, sich von Spitzfindigkeiten
fern hält und ohne ästhetische Metaphysik ihren
richtigen Weg findet.
Zwischen den beiden Extremen, nämlich
dem niedrigen Ringfusse und dem hohen Vasen-
bund, liegt eine reiche Skala von Zwischenformen,
bei denen bald der eine, bald der andere Theil
des vollständig gegliederten Fusses eine Abkür-
zung erleidet, nur noch angedeutet erscheint,
oder gänzlich verschwindet. Das Prinzip bleibt bei allen das gleiche,
aber dessen Entfaltung modificirt sich nach dem Charakter der Vase;
wobei wieder möglichste Entschiedenheit in Beziehung auf das Verhalten
des Fusses zu dem Kessel zu empfehlen ist. Vergleiche neben den zahl-
reichen Gefässen, die bereits gegeben wurden, noch die vorstehenden
Beispiele.
Bei grossen Prachtvasen, Kratern und dergleichen soll der Fuss
häufig als Piedestal wirken, nämlich es soll eine entschiedene Trennung

Prachtkrater mit Piedestal.


1 Siehe Piranesi, Moses und, für die süditalischen Gefässe, Gerhard’s apulische
Vasenbilder zu Berlin.
 
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