Metallotechnik (Metallarbeiter!). Das Metall als dehnbarer Bildstoff. 463
und Veredlung. 1 Jetzt diente der prächtige Stoff den Künsten als
Unterlage und Folie, in wohlberechnet gedämpfter Pracht und in quanti-
tativ gemässigter Anwendung, im Gegensätze zu der barbarischen Herr-
schaft des Sinnlich-Reizenden und Glanzvollen, an welchem der unent-
wickelte Kunstsinn Befriedigung sucht, bevor er für das Formell- und
Absolut-Schöne erwacht und in dem Scheine nur Verschönerungsmittel,
nicht das Schöne selbst sieht.
Wir verfolgen rasch die weitere Geschichte der Goldbekleidung und
nehmen schon unter den Makedoniern eine Rückkehr zu dem barbarischen
Gefallen an Goldverschwendung im Dienste der Künste wahr. Gold-
beblechte Festgerüste und Scheiterhaufen schon unter Alexander, der
goldbeblechte Tempel des Zeus zu Antiochia. Die Römer Erben des
alexandrinischen Goldluxus. Das späte Kaiserreich, Byzanz, das ganze
frühe Mittelalter, die arabische Kunst schwimmen in Gold. Die neue
Weise des Bauens (der gothische Stil) folgt anfänglich dem gegebenen
Antrieb, der aber gebrochen wird durch zelotisch-mönchischen Einfluss
und das sich klar gewordene, der Bekleidung abholde struktive Bau-
system. Der Widerstand gegen das gothische System regt sich zuerst
wieder unter den, durch dasselbe in Fesseln gehaltenen, Kleinkünsten.
Auch unter den Bronzekünstlern und Goldschmieden erwacht neues Leben.
Eine Rückkehr zu ältesten Traditionen macht sich auch diesmal bemerk-
bar, wie bei jeder Kunstrenaissance. Byzantinische Altartafeln werden
Vorbilder derer zu S. Giovanni in Florenz und S. Giacomo in Pistoja,
welche die grossen Meister der Frührenaissance mit ihrer neuen Kunst
verherrlichen.2 Die Hochrenaissance verlässt wieder diesen Goldschmieds-
geschmack und weiss den Reiz metallischen Glanzes gebührend zu mässigen.
Aber gegen das Ende dieser herrlichen Periode des Aufschwungs der
Künste tritt barbarischer Metallbekleidungsprunk nochmals hervor (Venedig
und Frankreich unter Louis XIII. und Louis XIV.). 3
Auf das goldene Alter und das silberne folgt das eherne. Auch
in diesem herrscht noch der ursprüngliche Blechstil, aber das Verhalten
zwischen der Decke und dem Gedeckten ändert sich. Die Unterlage ist
1 Quatremere de Quincy, Le Jupiter Olympien etc.
2 Siehe über beide Cicognara und Texier.
8 Siehe hierüber §. 159 der Tektonik, S. 326.
und Veredlung. 1 Jetzt diente der prächtige Stoff den Künsten als
Unterlage und Folie, in wohlberechnet gedämpfter Pracht und in quanti-
tativ gemässigter Anwendung, im Gegensätze zu der barbarischen Herr-
schaft des Sinnlich-Reizenden und Glanzvollen, an welchem der unent-
wickelte Kunstsinn Befriedigung sucht, bevor er für das Formell- und
Absolut-Schöne erwacht und in dem Scheine nur Verschönerungsmittel,
nicht das Schöne selbst sieht.
Wir verfolgen rasch die weitere Geschichte der Goldbekleidung und
nehmen schon unter den Makedoniern eine Rückkehr zu dem barbarischen
Gefallen an Goldverschwendung im Dienste der Künste wahr. Gold-
beblechte Festgerüste und Scheiterhaufen schon unter Alexander, der
goldbeblechte Tempel des Zeus zu Antiochia. Die Römer Erben des
alexandrinischen Goldluxus. Das späte Kaiserreich, Byzanz, das ganze
frühe Mittelalter, die arabische Kunst schwimmen in Gold. Die neue
Weise des Bauens (der gothische Stil) folgt anfänglich dem gegebenen
Antrieb, der aber gebrochen wird durch zelotisch-mönchischen Einfluss
und das sich klar gewordene, der Bekleidung abholde struktive Bau-
system. Der Widerstand gegen das gothische System regt sich zuerst
wieder unter den, durch dasselbe in Fesseln gehaltenen, Kleinkünsten.
Auch unter den Bronzekünstlern und Goldschmieden erwacht neues Leben.
Eine Rückkehr zu ältesten Traditionen macht sich auch diesmal bemerk-
bar, wie bei jeder Kunstrenaissance. Byzantinische Altartafeln werden
Vorbilder derer zu S. Giovanni in Florenz und S. Giacomo in Pistoja,
welche die grossen Meister der Frührenaissance mit ihrer neuen Kunst
verherrlichen.2 Die Hochrenaissance verlässt wieder diesen Goldschmieds-
geschmack und weiss den Reiz metallischen Glanzes gebührend zu mässigen.
Aber gegen das Ende dieser herrlichen Periode des Aufschwungs der
Künste tritt barbarischer Metallbekleidungsprunk nochmals hervor (Venedig
und Frankreich unter Louis XIII. und Louis XIV.). 3
Auf das goldene Alter und das silberne folgt das eherne. Auch
in diesem herrscht noch der ursprüngliche Blechstil, aber das Verhalten
zwischen der Decke und dem Gedeckten ändert sich. Die Unterlage ist
1 Quatremere de Quincy, Le Jupiter Olympien etc.
2 Siehe über beide Cicognara und Texier.
8 Siehe hierüber §. 159 der Tektonik, S. 326.