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Elftes Hauptstück.

erholte es sich etwas im Laufe der gothischen Periode, aber nicht in
gleichem Verhältniss mit anderen Kleinkünsten, so dass die Münzen und
Medaillen des Mittelalters hauptsächlich nur geschichtliche Bedeutung haben.
Renaissance.
f
Die eigentliche Wiedergeburt der Steinschneiderei beginnt in Italien
erst mit dem XV. Jahrhundert, aber von dieser Zeit an geht sie mit
unglaublich raschem Wachsthum ihrer Vollendung entgegen. Schon im
Laufe desselben XV. Jahrhunderts waren die berühmtesten Meister dieser
Kunst erstanden: Giov. Maria Mantuano, Giacomo Tagliacarne, Leonardo
Milanese, Francesco Annichini di Ferrara, Valerio Vicentino u. a.
Der Einfluss dieser und verwandter Kunstbethätigungen in harten
Stoffen auf die Gesammtrichtung der Kunst war mächtig, denn der all-
gemeine Stil und Charakter der Kunst der Frührenaissance ist lebens-
voll-geistreichster Pietradura-Stil, mehr als irgend etwas Anderes.
Die italienischen Freistaaten wetteiferten mit Päpsten und Prinzen
in der Vervollkommnung des lange vernachlässigten Münzwesens. Man
gab den berühmtesten Künstlern hohe Münzämter. Bald kam die Mode
des Medaillenschlagens hinzu, wodurch diese Kunst ein weiteres Feld
gewann. Aelteste Medaille, vom Datum 1363, in der Sammlung Mar-
tin engo zu Venedig. Andere Medaillen der Frührenaissance zu Wien.
Dante’s Porträt von Vittorio Pisano daselbst. Medaillen der Paulla Mala-
testa (1410) und des Andrea Guiccaloti in der Bibliothek di S. Marco
in Venedig. 1
Berühmteste Medaillenschneider: Franc. Francia, Caradosso, Aless.
Cesari (il Grechetto), Benv. Cellini, unter vielen Anderen.2
Päpstliche Medaillen von Paul II. (1464) an; die interessanteste
und vollständigste moderne Sammlung im Vatikan. Eine treffliche Reihe
von Medaillen die dei’ Medizäer. (Uffizj, Florenz.)
Zur Zeit Caradosso’s kam die Mode der getriebenen Goldmedaillen,
vorzüglich für Agraffen an Hüten und Mänteln, auf; ein merkwürdiges
Hinübergreifen der Stereotomie in das benachbarte Gebiet des Hämmerns.
Das ältere Verfahren des Caradosso, der antiken Empaistik verwandt,

1 Hieher zu rechnen sind noch gewisse medaillenförmige Flachreliefs des Meisters
Donatello (geb. 1386 zu Florenz); berühmtestes Beispiel die bacchische Bronzepatera,
ehemals in Casa Martelli zu Florenz, jetzt im Kens. Museum, London.
2 Cicognara, Geschichte der Skulptur.
 
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