Metallotechnik (Metallarbeiten). Flächendekoration.
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Dritte Manier.
Präparirter Grund, schwarz oder dunkel blau-grün, opak. Grisaille-
Malerei, Helldunkel erreicht durch halbdurchscheinendes Weiss über dem
Grund. Goldlichter. Carnation leicht kolorirt und wie en relief modellirt:
mitunter die ganze Malerei mit glänzenden, farbigen, durchsichtigen
Lasuren bedeckt.
Vierte Manier:
Ganze Gefässe und andere Gegenstände der Kunstindustrie bedeckt
mit Schmelzmalerei auf dunklem Grund. Technik gemischt. Einflüsse
von beiden Seiten (Basse taille und Toutin).
Eine neue Erfindung hatte in der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts die Kunst der Schmelzmalerei auf eine Bahn geführt, die in
gewisser Beziehung das Gegentheil derjenigen ist, welche die zweite
Limusiner Schule verfolgt hatte. Der Goldschmied Jean Toutin1 aus
Chateaudun gilt als der Erfinder der eigentlichen Malerei mit Email-
farben (1632) auf einer etwas hartflüssigeren weissen Emaildecke, womit
der Excipient (dünnes Gold- oder Kupferblech) gleichmässig überzogen
ist. Sie nähert sich entweder der Aquarellmalerei, indem für die Lichter
das Weiss des Grundes ausgespart wird, oder der Oelmalerei durch Hin-
zufügung opaken weissen Schmelzes zu allen Farben und pastose Auf-
setzung des Weiss für die Lichtpartieen. Ein etwas leichtflüssigerer,
durchsichtiger und farbloser Schmelz (fondant) dient als allgemeines Binde-
mittel. Eine andere leichtere Art ist die Emailmalerei sous fondant,
eine Kruste des genannten durchsichtigen Schmelzes fixirt und schützt
die Malerei auf der unpräparirten Gold-Blechtafel (plaque). Wir ver-
folgen sie auf ihrem Entwicklungsgänge nicht weiter, weil mit ihr die
Schmelzmalerei aufhört, Flächendekoration zu sein, sondern umgekehrt
die Metallfläche nur der untergeordnete Excipient der selbstständigen
Malerei wird.
Ihr Gebiet ist die Miniaturmalerei. Doch diente sie auch, wie jene
limusinische Malerei, mit Erfolg, um kleinere Goldschmiedewerke, Dosen,
Kaffeeschalen, Etuis, Biechfläschchen u. dergl. mit zierlichster enkaustischer
Malerei ganz zu umhüllen.2 Ausserdem wurden die Emailblättchen oft
mit glücklichem Stilgefühl als Kleinode zur Verzierung von Goldschmiede-
1 Schon lange vor ihm hatte der Limusiner Meister Leonhard (1532—1574) eine
Art Sgrafflto-Email erfunden. Auf schwarzem Grunde eine weisse Decke, Umrisse
und Schattirungen durch Schraffirung des Weiss und Aufdeckung des Schwarz hervor-
gebracht, zuletzt farbige durchsichtige und flache Lasuren.
2 Nachahmungen der chinesischen Porzellane.
Semper, Stil. II. 35
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Dritte Manier.
Präparirter Grund, schwarz oder dunkel blau-grün, opak. Grisaille-
Malerei, Helldunkel erreicht durch halbdurchscheinendes Weiss über dem
Grund. Goldlichter. Carnation leicht kolorirt und wie en relief modellirt:
mitunter die ganze Malerei mit glänzenden, farbigen, durchsichtigen
Lasuren bedeckt.
Vierte Manier:
Ganze Gefässe und andere Gegenstände der Kunstindustrie bedeckt
mit Schmelzmalerei auf dunklem Grund. Technik gemischt. Einflüsse
von beiden Seiten (Basse taille und Toutin).
Eine neue Erfindung hatte in der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts die Kunst der Schmelzmalerei auf eine Bahn geführt, die in
gewisser Beziehung das Gegentheil derjenigen ist, welche die zweite
Limusiner Schule verfolgt hatte. Der Goldschmied Jean Toutin1 aus
Chateaudun gilt als der Erfinder der eigentlichen Malerei mit Email-
farben (1632) auf einer etwas hartflüssigeren weissen Emaildecke, womit
der Excipient (dünnes Gold- oder Kupferblech) gleichmässig überzogen
ist. Sie nähert sich entweder der Aquarellmalerei, indem für die Lichter
das Weiss des Grundes ausgespart wird, oder der Oelmalerei durch Hin-
zufügung opaken weissen Schmelzes zu allen Farben und pastose Auf-
setzung des Weiss für die Lichtpartieen. Ein etwas leichtflüssigerer,
durchsichtiger und farbloser Schmelz (fondant) dient als allgemeines Binde-
mittel. Eine andere leichtere Art ist die Emailmalerei sous fondant,
eine Kruste des genannten durchsichtigen Schmelzes fixirt und schützt
die Malerei auf der unpräparirten Gold-Blechtafel (plaque). Wir ver-
folgen sie auf ihrem Entwicklungsgänge nicht weiter, weil mit ihr die
Schmelzmalerei aufhört, Flächendekoration zu sein, sondern umgekehrt
die Metallfläche nur der untergeordnete Excipient der selbstständigen
Malerei wird.
Ihr Gebiet ist die Miniaturmalerei. Doch diente sie auch, wie jene
limusinische Malerei, mit Erfolg, um kleinere Goldschmiedewerke, Dosen,
Kaffeeschalen, Etuis, Biechfläschchen u. dergl. mit zierlichster enkaustischer
Malerei ganz zu umhüllen.2 Ausserdem wurden die Emailblättchen oft
mit glücklichem Stilgefühl als Kleinode zur Verzierung von Goldschmiede-
1 Schon lange vor ihm hatte der Limusiner Meister Leonhard (1532—1574) eine
Art Sgrafflto-Email erfunden. Auf schwarzem Grunde eine weisse Decke, Umrisse
und Schattirungen durch Schraffirung des Weiss und Aufdeckung des Schwarz hervor-
gebracht, zuletzt farbige durchsichtige und flache Lasuren.
2 Nachahmungen der chinesischen Porzellane.
Semper, Stil. II. 35